Mal was aus dem Reporteralltag abseits der Berichterstattung.
Auf einem Termin bat mich einer, zu schauen, dass mein Artikel auch in dem Anzeigenblättchen erscheint, das im selben Verlag wie die Tageszeitung erscheint. Weil es durch die kostenlose Verteilung eine größere Reichweite hat und das bei dem Thema wichtig wäre, wenn es viele Leute lesen.
Ich erklärte, dass ich das a) nicht entscheide (freier Mitarbeiter) und b) kommunalpolitische Artikel nicht ins Anzeigenblättchen kommen (Erfahrung und Logik). Denn irgendeinen Unterschied zur kostenpflichtigen Lokaltageszeitung müsse es ja geben. Und wer würde die Tageszeitung kaufen, wenn er früher oder später alle Artikel im kostenlosen Anzeigenblatt finden würde? Eben. Also kommen nur die „bunten“ Themen in die kostenlose Wochenzeitung. (Über diese Strategie kann man diskutieren, aber ich bin da der falsche Ansprechpartner.)
Drei Wochen später kam eine Mail: „Leider habe ich nicht im $Anzeigenblatt Ihren Artikel finden können, obwohl ich Sie ja ausdrücklich darum gebeten hatte (…)“ Und im weiteren hätte der Herr gerne den Artikel von mir zugemailt.
Hätte er mal einfach nur gefragt („Ich habe den Artikel verpasst, könnten sie ihn mir bitte schicken?“, oder so) und nicht was untergeschoben. Denn was mich auf die Palme brachte war dieses „obwohl ich Sie ja ausdrücklich darum gebeten hatte“. Denn damit wurden hintenrum eine Rechtfertigung fürs Anliegen und ein Anspruch konstruiert und mir der Schwarze Peter zugespielt.
Blöd nur, dass ich diese Spielchen erkenne, so lief das regelmäßig während meiner Zeit an der Uni. Ja, er hatte darum geben, aber ich hatte gleich keine Hoffnungen gemacht, Es gibt keinen Anspruch, denn ich habe nichts zugesagt – weil ich es nicht kann – und habe das sogar von vornerein gesagt.
Das habe ich dann etwas pampig so auch zurückgemailt, worauf in der Antwort die Wahrheit rauskam: Der „Leser“ hat die Tageszeitung gar nicht im Abo. Er habe besseres zu tun, als die Artikel über Vereine etc. durchzugucken.
Ok, kein Abo ist vollkommen legitim, ich habe auch nicht die Frankfurter Rundschau oder die Faz. Nur, wenn ich mal da was von haben will, muss ich halt gucken, wo ich es herbekomme. Ich habe deswegen aber noch nie die Reporterkollegen angeschnorrt. Es soll ja Zeitungskioske geben, also, habe ich gehört. Oder dieses Internet.
Denn der Artikel steht online – und fünf Online-Artikel kann bei der Tageszeitung jeder im Monat problemlos kostenlos lesen. Aber ins Internet zu schauen, war offenbar auch schon zu aufwändig.