Was früher gefährlich war und wie man mit sogenannte Amokläufer medial umgehen sollte

„USA erklärt“ erinnert an die goldenen Zeiten in denen es noch andere einfache Erklärungen (unter anderem backward masking) für Jugendgewalt gab:

Früher war böse Musik an den Übeln der Gesellschaft schuld. Das ist aus der Mode gekommen, vermutlich weil Szenen aus Counter-Strike im Fernsehen besser kommen als ein Standbild von Leonard Cohen mit einer Ton-Einspielung von First We Take Manhattan.

Und der Computerspiele-Journalist Gunnar Lott hat einen interessanten Ansatz:

Es ist meine feste Überzeugung, dass die Tragödien von Winnenden und Emsdetten nie passiert wären, wenn das Fernsehen nicht im großen Stil über Columbine oder Erfurt berichtet hätte. [..]

Das sind Nachahmungstaten. […] Diese Fälle sind ja keine Amokläufe. Amokläufer handeln im plötzlichen Irrsinn, in Umnachtung und wissen hinterher nicht mehr, was sie getan haben. Emsdetten und Winnenden und Erfurt und Columbine und Blacksburg, das alles sind erweiterte Suizide von ausgegrenzten jungen Menschen. Von jungen Menschen allerdings, die zufällig oder durch Planung Zugriff auf Waffen haben […]

Sein Schluss: Die Medien sollten – wie bei anderen Selbstmorden auch – darüber nicht berichten.

Auf mögliche Zusammenhänge weist ein schon älterer Artikel aus dem Tagesspiegel hin:

Gernot Sonneck vom Kriseninterventionszentrum in Wien begleitet seit 1987 ein Projekt der Wiener Linien. Diese hatten die Medien gebeten, nicht mehr oder nur in kleinen Meldungen über Selbstmorde im Zusammenhang mit der Bahn zu berichten. Das Ergebnis verblüfft: Die Zahl derer, die sich das Leben auf den Schienen der österreichischen Hauptstadt nahmen, ging um 50 bis 60 Prozent zurück.

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Medien von Marc. Setze ein Lesezeichen zum Permalink.