Feines weißes Pulver bedeckt den Beton. Der Radrennbahn an der Heidelberger Straße zwischen Landskron- und Cooperstraße werden die letzten Unebenheiten abgeschliffen. „Die Maschine dazu hat uns ein Mitglied gebaut“, sagte Georg Bernius, Vorsitzender des Velociped Clubs Darmstadt (VCD). Die ein Rasenfeld umgebende 333,33 Meter lange und sechs Meter breite Betonbahn steht vor ihrer Vollendung. Hessen wird bald wieder eine wettkampftaugliche Radrennbahn mit 33 Grad Kurvenüberhöhung haben. Die 333 Meter Länge ergeben sich daraus, dass man so nach drei Runden 1000 Meter zurückgelegt hat.
Nachdem es die Bahn im Frankfurter Waldstadion nicht mehr gab, waren Hessen und der Hessische Radsportverband nämlich aus offiziell bahnlos. Die Darmstädter Bahn aus den fünfziger Jahren hatte nur eine Kurvenüberhöhung von 12 Grad – zu wenig für Wettkämpfe und die speziellen Bahnräder, die nur einen Gang und keine Bremse haben. 1998 stellte der Velociped Club Darmstadt zum ersten Mal einen Antrag beim Bau einer neuen Bahn unterstützt zu werden. Inzwischen wurde die VCD-Radballabteilung Opfer ihres Erfolges, die 18 Meter mal 12 Meter große Halle hinter der Bahn wurde zu klein für die vielen Mannschaften. So stellte der Verein 2002 einen Antrag für eine Halle. „Zwei Anträge wird es aber nie geben“, war dem 1. Vorsitzenden Bernius klar. Ende 2004 kam dann die Aufforderung vom Land beide Anträge zu einem zusammenzulegen. Denn Bahnradler brauchen ebenfalls eine Halle. „Wenn es auf der Bahn regnet, wird’s gefährlich“, erklärt Georg Bernius, auf der glatten Bahn fahren die Radler schließlich bis zu 70 Stundenkilometer schnell.
Im Sommer 2006 war Spatenstich. Für insgesamt 1,6 Millionen Euro von Land, Stadt und VCD wurden Bahn und Halle gebaut. 800.000 Euro kamen vom Land, das Ende 2004 das Sonderinvestitionsprogramm „Sportland Hessen“ aufgelegt hatte. Mit dem Programm wurden insgesamt 24 hessische Sporteinrichtungen gefördert, darunter auch das Fußballstadion „Bieberer Berg“ in Offenbach. Die Stadt Darmstadt steuert verteilt über die Jahre 2005 bis 2008 insgesamt 400.000 Euro bei. Vom Verein kamen 100.000 Euro in bar, und Eigenleistungen im Wert von 300.000 Euro. „Gemauert haben wir alles selbst“, beschreibt Bernius einen Teil des Engagements der 220 Mitglieder, die in der Halle auch Strom und Installation legten. Und dabei mehr leisteten, als man erwarten konnte.
„Wir sind ja ein Sport- und kein Bauverein“, gab Radballjugendtrainer Peter Dörr zu bedenken. „Aber so haben wir drei Preiserhöhungen und die Mehrwertsteuererhöhung abgefangen“, erinnerte sich Bernius. Die neue Halle schließt an die bestehenden Gebäude an und ist mit 28 Meter auf 20 Meter deutlich größer. In die alte Halle passt nur ein Feld, die neue Halle bietet Plat für zwei Felder beziehungsweise in der Hallenmitte eines in internationaler Größe.
Der Bahnbau war Neuland für die beteiligten Unternehmen. Die einzige Firma in Deutschland, die Erfahrung im Radrennbahnbau hat, war den Bauherren nämlich zu teuer, Erfahrung seit 1925 hin oder her. Aber das Ingenieurbüro „Wörner und Nordhues“ sei der Ansicht gewesen, dass es beim Bau keine Monopole geben dürfe, sagte Bernius. Dem Verein ging es bei der Finanzierung vor allem darum sich mit dem Projekt nicht zu überheben. So wurde von die Kalkulation von hinten aufgezäumt. Der Verein teilte mit wie viel Geld zur Verfügung steht, und die Ingenieure und Architekten planten auf Basis dieses Budgets. Daher ist die Halle auch nur eine Halle ohne große Sonderausstattung.
Offiziell geht es auf die nun korrekt schiefe Bahn am 11. August. Nach der Begrüßung um 16.30 Uhr wird sie um 17.30 Uhr mit einem Steherrennen eröffnet. Bei Steherrennen fährt ein Motorrad vor den Radfahrern. Der stehende Fahrer erzeugt einen Windschatten und der Rennradler dahinter versucht in diesem zu bleiben. Deswegen fährt das Rad sehr dicht auf das Motorrad auf, was den falschen Eindruck vermittelt es würde gezogen. Wenn alles klappt, dann zieht aber nur der Sog. Steherrennen können mit über 100 Stundenkilometern gefahren werden.
Man kann zur Radrennbahn auch mit der Straßenbahn kommen, erinnert Georg Bernius. Von der Haltestelle Landskronstraße sind es nur fünf Minuten zu Fuß bis zur Radrennbahn. Und man hat kein Parkplatzproblem. Bis August muss die Bahn noch den letzten Schliff bekommen. Aber auch Diamantschleifer halten nicht ewig. „Montag muss ich wieder einen besorgen“, sieht Bernius kommen.
Internet: http://www.vc-darmstadt.org