War da was?

Man kann nicht immer aufmerksam sein. Da beklagt sich ein Stadtverordneter, dass er die Kosten für ein Projekt aus der Zeitung erfuhr. Tatsächlich aber war die Zahl in einer Ausschusssitzung – über die ich für die Zeitung geschrieben hatte – genannt worden, in der auch dieser Stadtverordnete war.

Richtig ist allerdings, dass es lange gedauert hat, bis die Stadt die geschätzen Projektkosten mitgeteilt hat.

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Große Koalition und doch kein schnelles Ende

SPD und CDU überlegen, wie sie aus dem Stimmungstief (wenn nicht noch mehr) herauskommen könnten. Nur ist das nicht so einfach. Das zeigen Überlegungen bei „Zettels Raum“:

Warum das mit dem Kanzlerinnenwechsel oder einem vorzeitigen Ende der sogenannten „großen Koalition“ nicht so einfach sein könnte:

Zettels Raum: Die große Lösung und die lästigen Formalien – (…) Frust bei Landtagswahlen sind schlicht kein akzeptabler Grund um einen Koalitionsvertrag aufzukündigen (…) der Hoffnungsträger ist zwar CDU-Chef – muß aber feststellen, daß das wenig reale Macht bedeutet. (…) Natürlich könnte Merkel auch als Kanzlerin freiwillig zurücktreten.(Aber dann) muß der Hoffnungsträger (mit SPD oder FDP und Grünen sprechen). (Nur), die Grünen fühlen sich inzwischen viel stärker als ihr Wahlergebnis 2017(…)

Warten auf Zahlen in der Centralstation

Fotos vom Landtagswahlabend in der Darmstädter Centralstation. Alle Bilder sind zwischen 18 Uhr und 19 Uhr gemacht worden, da gab es noch keine lokalen Ergebnisse.

Warten auf Zahlen in der Centralstation.

Barbara Akdeniz, Daniela Wagner, Yüksel Akdeniz, Jürgen Deike und Hildegard Förster-Heldmann.

Markus Philipp, Günther Bachmann und Jochen Partsch.

Barbara Boczek.

Daniela Wagner.

Daniela Wagner und Kameras.

Claudia Schick interviewed Barbara Akdeniz.

Drei Milliarden verzockt?

Und ich dachte immer, es ist die SPD, die nicht mit Geld umgehen kann.

welt.de: Hessen verzockt mehr als drei Milliarden Euro – Recherchen von WELT und WELT AM SONNTAG hatten im Sommer aufgedeckt, wie Hessens Finanzminister Thomas Schäfer (CDU) und seine Mitarbeiter durch ungeschickte Zinswetten Hunderte Millionen von Steuergeldern verschwendet hatten. (…) Neue Berechnungen von WELT zeigen nun, dass sich die bislang realisierten Mehrausgaben auf über drei Milliarden Euro belaufen.

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Fahrradtürme und Bürgerbeteiligung in Darmstadt

Die Stadt überlegt, zwei kleine turmförmige Fahrradparkhäuser auf dem Pali-Parkplatz aufzustellen.

Zwei kleine Fahrradparkhäuser hatte die Stadt Darmstadt für den Pali-Parkplatz vorgesehen (Echo online: Türme für wertvolle Fahrräder), jetzt wurde die Magistratsvorlage für das Projekt zurückgezogen. Es soll erst noch mit Geschäftsleuten und Einzelhändlern gesprochen werden, die hatten nämlich protestiert, weil Autoparkplätze wegfallen.

Na sowas. Wo doch in Darmstadt Bürgerbeteiligung von seiten der Stadt groß geschrieben wird („Damit alle mitmachen können. Leitlinien zur Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger in der Wissenschaftsstadt Darmstadt„). Der Rückzieher wäre also vielleicht vermeidbar gewesen, wenn Weiterlesen

Eine Rolex, ein weiterer Nagel im Sarg der SPD

Da hat sich einer ein Foto von 2017 2014 der Berliner Staatssekretärin Sawsan Chebli (SPD) genauer angeguckt, eine Rolex entdeckt, das bei fb gepostet („Alles was man zum Zustand der deutschen Sozialdemokratie 2018 wissen muss“ und jetzt trendet #Rolex bei Twitter.

Tja, bei Sozialdemokraten – die ja für soziale Gerechtigkeit stehen – kommt Rolex nicht so gut. Eigentlich sollte es bekannt sein, aber bei Sozialdemokraten wird da schon immer genauer hingeschaut. Heiner Geißler hatte als CDU-Generalsekretär mal über „Salonsozialisten“ gespottet. Jede andere Nobel-Uhr wäre unauffälliger (oder als Understatement durchgegangen) aber eine Rolex ist in meiner Wahrnehmung erstmal das Symbol für eine Uhr, die sich Reiche oder Angeber – oder reiche Angeber – gönnen. Und Symbole gehören nunmal zur Politik, keinem wäre aufgefallen, wenn Frau Chebli sich alle halbe Jahr eine Swatch gegönnt hätte. Was am Ende teurer kommt als eine Rolex.

Solche Instinktlosigkeiten sind meiner Meinung nach einer der Nägel im Sarg der SPD neben Hartz IV und Riester. Das fing an, als Rot-Grün 2005 abgewählt war und einige Genossen nette Jobs Weiterlesen

Einblicke in die Online-Welt in Gräfenhausen

Der Sozialpädagoge Moritz Becker erklärt im Bürgerhaus Gräfenhausen, warum wie in den sozialen Netzwerken kommuniziert wird.

Sozialogisch scheint das, was in den sozialen Netzwerken so passiert, nichts neues zu sein. Wurden früher Schülerinnen oder Schüler „fertig gemacht“, heißt es heute „Cyber-Mobbing.

Am Mittwoch waren der Medienpädagoge Peter Holnick und der Sozialpädagoge Moritz Becker in Gräfenhausen und vermittelten, dass online nicht alles neu sei.

Echo online: Einblicke in die Online-Welt

Zwei Punkte, die auch gut waren, es aber leider nicht mehr in den Artikel schafften. Moritz Becker erinnerte daran, dass Eltern oft den Kindern sagten, dass sich nicht darauf hören sollten, was andere denken. Nur bringe das bei Jugendlichen, die sich und die Welt gerade entdecken, wenig. „Für die gibt es nichts wichtigeres, als das was andere von ihnen denken.“ Viele Likes unter einem Selfie vermittelten daher Stabilität und Orientierung.

Und Peter Holnick wies darauf hin, dass die Grenzen zwischen online und offline immer mehr verwischen. „Die jungen Leute wachsen in einer Mischwelt auf.“ Rein und raus aus dem Internet – weil jede Minute Geld kostete – wie anfangs in den 90ern, gebe es nicht mehr.

Was Jugendliche prägt und antreibt ist 2018 nicht so viel anders als zum Beispiel 1978.

Europäische Zentralbank – 90 Minuten grau(en) in einem fensterlosen Kasten

Die Europäische Zentralbank in Frankfurt.

Ich war heute mit einer gemischten Gruppe (keine Bänker oder Experten) bei einem Ausflug zur Europäischen Zentralbank. Kurz: Das war nix.

Man sollte die EZB-Presse- oder Besucherstelle vorher fragen, wie so ein Besuch ganz genau aussieht. Denn bei uns war das Programm: Ausweis vorzeigen, Taschenkontrolle, Körperscanner mit Gürtel ausziehen (wg. Metallschnalle), rein ins Gebäude, Besucherausweise bekommen, Aufzug in den 5. Stock.

Dort konnte man sich ein Getränk nehmen und dann gab es einen 90-Minuten langen Vortrag zur Arbeit der EZB und was zum Brexit. Zwei von 38 Teilnehmern waren fachlich in der Lage etwas dazu zu fragen. Eineinhalb Stunden, in einem Hörsaal mit sechs bis neun Variationen der Farbe Grau und ohne Fenster. Dann ging es wieder zurück zum Bus.

Ich hatte ja erst gedacht, das wäre ein Witz mit dem 90-minütigen Vortrag, aber das war ernst gemeint. Und der war voll mit Abkürzungen wie HICP und Fachbegriffen wie „makroprudenziell“ und „mikroprudenziell“. Hallo?

Da habe ich mich echt geärgert. Was. Ein. Murks. Für einen Vortrag in einer grautönigen Kammer so ein Aufwand? Da wäre es echt schlauer, die EZB baut auf dem Vorfeld ein Besucherzentrum mit Vortragssaal, wo man gar nicht erst in sicherheitsrelevate Bereiche reinkommt (wie es z.B. Merck gemacht hat). Und mit Dachterrasse von der aus man die EZB fotografieren kann. (Für so ein Foto wie oben muss man nicht aufs Gelände, das kann man vom Parkplatz aus machen.)

Ich greife mir jetzt noch an den Kopf. Dieser stumpfgraue (das verfolgt mich echt) Saal auf der einen Seite und auf der anderen ein monumentales Bauwerk. Ein Gebäude mit besonderer Architektur, eine Aussichtsplattform, Baugeschichte und Stadtgeschichte. Und davon kommt gar nichts, man schleust die Truppe in einen fensterlose Kubus und textet sie eineinhalb Stunde mit etwas zu, was ich besser auf YouTube-Video anschauen oder auf der Website lesen sollte.

Ja, und das alles habe ich den Herrn vom Besucherservice und der Pressestelle auch genauso deutlich gesagt.

Blick von der EZB auf den neuen Henninger-Turm. Das Foto war aus dem Gebäude heraus. Auf den Balkon vorm Fenster durfte man nicht.

Nachtrag: Ich sehe gerade auf der EZB-Website, dass die Organisatoren dieses Angebot gebucht hatten:

(…) Individuell zugeschnittene Vorträge befassen sich ausführlicher mit spezifischen Themen und richten sich an Gruppen, die bereits über fundierte Kenntnisse der Aufgaben und Zuständigkeiten der EZB verfügen.

Teilen Sie uns mit, welches Thema Sie im Zusammenhang mit der Arbeit der EZB besonders interessiert (z. B. Geldpolitik, Bankenaufsicht, Statistik, wirtschaftliche Entwicklungen), und wir bereiten eine Präsentation dazu vor. Dauer: 90 Minuten (…)

Ok, das wusste ich nicht. Aber selbst da hätte ich nicht gedacht, dass die EZB-Kommunikation so leichtsinnig ihre touristischen, historischen und optischen* Assets (und sei es ganz billig der Ausblick über Frankfurt) so dumm vernachlässigt. Ich weiß auch nicht, ob das Angebot genommen wurde, weil es ansonsten nichts anderes gab oder man tatsächlich etwas blauäugig da ranging.

* – Und bevor einer sagt, es geht bei der EZB nicht um die Optik sondern um die Arbeit: Warum wurde dann so opulent neu gebaut, wenn es nur um Arbeit und nicht die Projektion von „Macht“ geht, dann reichen ein Satz Büros, die man mietet.

Nachtrag, 4.2.2020: Wie ich heute erfahre, ist bei der EZB, die ja auf der ehemaligen Frankfurter Großmarkhalle gebaut ist, auch eine öffentlich zugängliche Erinnerungstätte. Weil die Gestapo zwischen 1941 und 1945 den Keller der Großmarkthalle als Sammelplatz für Juden verwendete, die dann in verschiedene KZs deportiert wurden.