Ein Todschlag, drei Einlassungen, zwei Protestaktionen

Vor einem Jahr und zwei Tagen wurde im Faulbruch bei Münster im Landkreis Darmstadt-Dieburg eine Frauenleiche gefunden. Der mögliche Täter war schon festgenommen worden. Gestern wurde der Mann nun wegen Totschlag zu zwölf Jahren Haft verurteilt.

Echo online: Totschlag, zwölf Jahre Haft

So. Und jetzt erwähne ich noch, dass der Angeklagte Kurde war und es während des Prozesses zwei Protestaktionen gab. Nein, natürlich nicht von AfD & Co., die Getötete war doch auch eine Kurdin. Nein, kurdische Frauengruppen hatten zweimal gegen die patriachialischen Strukturen protestiert, die Männer immer davonkommenlassen würden.

Und so wird es nächste Woche auch laufen. Dann ist ein Mord in einer Offenbacher Kneipe angeklagt. Da wird auch keiner blaue Fahnen mit roten Haken vorm Gericht schwenken. Der Täter stammt aus Bosnien-Herzegowina und das Opfer war aus Serbien.

Abgebügeln und Austauschen – Wie man Anträge loswird

Im Weiterstädter Rathaus tagen in der Regel das Stadtparlament und seine Ausschüsse.

Ich habe ja oft über den Darmstädter Politikstil der grün-schwarzen Koalition geschimpft, weil der die Opposition eher abbügelte und selten versucht wurde, sie mitzunehmen – auch wenn es ein leichtes gewesen wäre.

Wie ich jetzt sehe, bekommt das auch die Weiterstädter Kooperation aus SPD und Freien Wählern hin. Da stellt die CDU einen Antrag zu Kita-Konzepten. Der erste und der dritte Unterpunkt wird abgelehnt und der mittlere komplett ausgetauscht gegen einen SPD- und FWW-Antrag. Dieses Antragkapern ist in meinen Augen dreist, da wäre es ehrlicher, alle drei Punkte abzulehnen und einen eigenen Antrag wieder zu stellen.

Und bei dem Änderungsantrag (Evaluierung der Kitas) stellt sich dann heraus, dass die Verwaltung schon mit Evaluationen angefangen hat. Da wird also ein Antrag gestellt, den die Verwaltung nur zu gerne umsetzt. Naja. Dass die CDU dem zustimmt, weil die Idee ja gut ist, macht den abbügelnden Stil von SPD und Freien Wählern in meinen Augen nicht besser.

Ich kann ja noch verstehen, dass man den städtischen Kindertagesstätten nicht freistellen will, ob sie mit offenen, teiloffenen oder geschlossenen Kindergruppen arbeiten wollen, weil das bei einem so großen und personalintensiven Bereich nicht so einfach umzusetzen wäre. Auch gehe ich mit der Verwaltung, die sagt, dass geschlossene Gruppen bei zehn Stunden Öffnungszeit nicht umsetzbar seien.

Aber abzulehnen, dass man Eltern und Erzieherinnen befragt, wie sie zu den Gruppenkonzepten und den Sommerschließzeiten stehen, ist für mich kein Zeichen von Selbstvertrauen. Vielmehr sieht es so aus, dass man nicht riskieren will, dass was anderes rauskommt, als es einem offiziell in den Kram passt. Verschwindet etwas, wenn ich es nicht wissen will?

Echo online: Weiterstädter CDU hinterfragt Kita-Konzepte

Fundsachen, 28. August 2018

spektrum.de: Natalie Grams über den Film „Eingeimpft“: Ich musste beim Ansehen des Films dauernd an einen Satz denken, den Vince Ebert geprägt hat: »Es kann ein Esoteriker in fünf Minuten mehr Unsinn behaupten, als ein Wissenschaftler in seinem ganzen Leben widerlegen kann.«

Zeit.de: Gehen immer mehr Menschen mit Messern aufeinander los? Wissenschaftlich haltbare Belege dafür gibt es nicht

merkur.de:
Apothekerin Iris Hundertmark will vorerst keine homöopathischen Medikamente mehr anbieten
Darum schwören Apotheker in der Region Bad Tölz auf Globuli und Co.

t-online.de: Welche Vor- und Nachteile bieten die Konzepte?

Salonkolumnisten: Die Südstaaten nehmen in den USA mit ihrer Illiberalität eine besondere Stellung ein. Unsere Südstaaten liegen im Osten.

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Vom Bohren und Nachbohren beim Turmbau im Gräfenhäuser Ohlystift

Der Turmbau im Ohlystift in Gräfenhausen ist saniert, aber jetzt ist der Keller so sehr isoliert, dass es dort schimmelt. Eine Idee ist, Löcher für eine Lüftung zu bohren.

Der Turmbau in Gräfenhausen ist seit seiner Sanierung das Heimatmuseum der Stadt, es wird ehrenamtlich vom Heimatverein Gräfenhausen und Schneppenhausen betreut. Aber seit der Sanierung ist der Keller so luftdicht, dass es dort muffig riecht und ins Treppenhaus hochzieht.

Im September 2017 hatte die Stadt Maßnahmen angekündigt, nun habe ich mal nachgefragt, inwieweit die umgesetzt werden oder wurden.

Echo online: Feuchter Keller sorgt für muffige Luft

Hutbürger, Polizisten und Journalisten – warum es schiefläuft

Bei den Krautreportern steht mal was interessantes.

Krautreporter: Sachsen, Hutbürger und die Polizei – sieben Journalisten erzählen, was sie erlebt haben.

Wenn ich das so lese, ahne ich, was da schiefläuft und dazu müssen die Beamten noch nichtmal AfD- oder Pegida-Sympathisanten sein.

So wie ich hier in Darmstadt (was in Südhessen und nicht Sachsen liegt) Polizeiarbeit mitbekomme, wollen die Polizeibeamten bei verbalen Auseinandersetzungen erstmal deeskalieren. Weil das auch am wenigsten Arbeit macht, wenn es klappt. Ansonsten heißt es nämlich Anzeigen und Personalien aufnehmen, Leute festsetzen, Papierkram etc. Und am einfachsten ist das „Runterbringen“ mit Abstand herstellen. Auch wenn es manchmal ungerecht wird, weil gerne der oder die Schwächere dann halt nachgibt, auch wenn die anderen bei genauer Betrachtung im Unrecht sind. Aber es gibt keine Körperverletzung oder schlimmeres.

Und es so funktioniert die Taktik bei Streitereien auf einem Straßenfest, im Straßenverkehr, beim Fußballspiel oder in der Kneipe. Aber wenn es um Demos oder politische Veranstaltungen geht, führt Deeskalation zu seltsamen Situationen.

Da wird dann nämlich der weggeschickt, der die Demonstration oder Veranstaltung vermeintlich stört und der Schwächere oder Einsichtigere ist. Die anderen sind ja auch in der Mehrheit, die kann man nur schwer wegschicken.

Nur kollidiert diese Deeskalationstaktik mit der Pressefreiheit. Und dann macht die Pressefreiheit auch noch Arbeit Weiterlesen

Fundstücke, 24. August 2018

taz: Chronologie einer Polizeikontrolle – Überforderung in Dresden

Nordbaufunk: Hallo Flix! – Der Flix spricht on dem Podcast über sein neues Album „Spirou in Berlin“ und plaudert aus dem Nähkästchen wie er professioneller Zeichner wurde und was auf dem Weg dahin wichtig ist

SpOn: So wird die Arbeitslosigkeit schöngerechnet

faz.net: Regierungsberater wollen sozialen Wohnungsbau stoppen und die Mietpreisbremse abschaffen (Allerdings mag ich dem Argument „Mietpreisbremse bremst Wohnungsneubau“ nicht so ganz folgen, denn die Mietpreisbremse gilt nicht für Neubauten)

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Fundsachen, 23. August 2018

zeit.de: Die Märchenquellen der Gebrüder Grimm waren gebildete Frauen mit hugenottischen Vorfahren

Wirtschaftswoche: Die Macht der Placebos

welt.de: Geldstrafe gegen „Rheinneckarblog“ wegen Verbreitung von Falschmeldung

Tagesspiegel: Forscher der Russischen Akademie für Volkswirtschaft und Öffentlichen Dienst schätzen, dass jedes Jahr 100.000 Menschen Russland verlassen

Hessenschau: Durchsuchungen wegen gestohlener Krebsmedikamente

Esa: Windforschungssatellit Aeolus in eine polare Umlaufbahn gestartet

Hamburger Abendblatt: Warum haben wir zwei Nieren?

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Dritte Einlassung, nun ein Geständnis

Erneute Überraschung beim Indizienprozess um den Tod einer Frankfurterin, deren Leichnam vor bald einem Jahr im Wald bei Münster (Hessen) gefunden worden war. Hatte der Angeklagte vor zwei Wochen im Darmstädter Landgericht seine Ehefrau als Täterin beschuldigt, räumte er gestern nun ein, die Frankfurterin erwürgt zu haben.

Echo online: Neuerliche Wende im Totschlagsprozess

Und dann ist da noch die Einlassung vom ersten Verhandlungstag, da hatte der Angeklagte erklärt, die Frau wieder zuhause abgesetzt zu haben.

Nie selbst in die Notaufnahme gehen

YouTube, hr-Fernsehen: Wenn bei der Schlaganfallversorgung aus Minuten Tage werden


Klare Schlaganfallsymptome, neun Stunden ohne Untersuchung in der Notaufnahme warten und am nächsten Tag nochmal kommen? Ja, das schildert ein Betrag aus der hr-Sendung defacto.

Der Eindruck, der bei mir entsteht – auch durch Erzählungen anderer: Nie selbst in die Notaufnahme gehen, dann scheinen die zu glauben, dass wer laufen kann, auch nicht ernsthaft krank sein kann. Unglaublich und erschütternd. Ich hätte das von Kliniken in Deutschland nicht erwartet. Klar, dann kann man auch gleich Notfalltropfen nehmen. Die wirken zwar nicht, aber man stirbt wenigstens mit der Gewisseheit das was getan wurde. Ob man das als Pflegefall noch realisieren kann, weiß ich nicht.