Erinnerung an den Ersten Weltkrieg

Eigentlich etwas unmögliches: „Die letzten Tage der Menschheit“. Das Karl-Krauss-Werk über den Ersten Weltkrieg hat 220 Szenen und würde am Stück 22 Stunden dauern. Aber es gibt Extrakte, einen gab am Freitag Schauspieler Erich Schaffner im Marga-Meusel-Haus der evangelischen Gemeinde Weiterstadt. Der Weiterstädter Arbeitskreis „Gegen das Vergessen“ erinnerte an den Krieg, der vor 100 Jahren noch voll im Gang war.

Echo online: Krieg als von Gott verhängte Strafe

(Das passende Bühnenbild stammt noch von der „Jack the Ripper“-Aufführung des T-Time Theaters.)

Hintergründe werden zu Abgründen bis ins Absurde

Der Flugzeugabsturz in Frankreich, zeigt mir neben den journalistischen Fehlleistungen einen ganzen Satz Inkonsequenzen in Medien und Gesellschaft auf. Aber Menschen sind nunmal so – und das meine ich nicht ironisch, denn ich bin es auch.

Normalerweise wird pauschalierend beklagt, dass alles dpa sei und keiner mehr was eigenes mache. Jetzt sind zig Medien mit eigenen Leuten unterwegs, verfolgen eigene Ansätze und haben so ihre Herangehensweisen. Nun ist das auch wieder falsch, klar, zuviel Fülle wird zu Gülle.

Wenn bei einer anderen Sache ein Medium schneller ist als das andere, kommen Leser/Zuschauer und fragen, warum die einen denn nun schneller sind? Nun sind sie alle schnell. Klar, auch falsch. Nur kann – wie immer im Leben – das Dreieck aus „schnell“, „richtig“ und „kostet nichts bis wenig“ nicht gleichmäßig aufgespannt werden.

Dann werden ansonsten Hintergrundberichte vermisst, weil man immer nur die schnelle News raushaut. Hintergründe werden jetzt zu Abgründen bis ins Absurde, es gibt sie reichlich (sowas wie die Dauertagesschau am Nachmittag muss ja auch gefüllt werden). Klar, braucht kein Mensch, das ist zuviel.

Am 25. März 1945 endete für Darmstadt der Zweite Weltkrieg

(PM Stadt Darmstadt) Am 25. März 1945 marschierten amerikanische Panzertruppen in Darmstadt ein und bescherten der stark zerstörten Stadt ein vorzeitiges Kriegsende.

Vor dem Zweiten Weltkrieg hatte Darmstadt 115.000 Einwohner, zum Kriegsende lebten noch etwa 51.000 Menschen in Kellerhöhlen, Gartenhäuschen und den weniger zerstörten Vororten. Das öffentliche Leben war nahezu zum Stillstand gekommen. Die rund 200 in der Stadt und den Stadtteilen stationierten Soldaten und Volkssturmmänner hatten die an den Ausfallstraßen errichteten Panzersperren verlassen und sich in amerikanische Gefangenschaft begeben oder abgesetzt. Weiterlesen

Sonnenfinsternis und Solarstrom

Außentemperatur und Stromerzeugung bei einer Photovoltaikanlage in Südhessen während der Sonnenfinsternis am 20. März 2015.

Echo online: Abendhauch zur Mittagszeit

So richtig dunkel wurde es hier bei der Sonnenfinsternis ja nicht. Ich hatte für einen Zeitungsartikel beim lokalen Versorger HSE angefragt, ob sie noch am Freitag Daten von einer Photovoltaikanlage schicken können, um den Leistungsabfall durch die Verschattung zu zeigen. Das hat dann geklappt, am Nachmittag schickte die Pressestelle eine Kurve.

Und die Leistung geht deutlich runter (rund 78 Prozent), wenn sich der Mond vor die Sonne schiebt. Wie sich das gestern bei seinem Stromnetzbetreiber auswirkte, hatte sich das Manager Magazin angeguckt.

taz: Während der Sonnenfinsternis brach die Photovoltaikleistung ein. Doch das Netz blieb stabil – Durch den Mondschatten gingen deutschlandweit erhebliche Mengen an Solarstrom verloren: Um 9.45 Uhr wurden noch 13,4 Gigawatt Photovoltaik erzeugt, eine Stunde später waren es nur noch 5,3 Gigawatt. Ohne Finsternis wären es zu diesem Zeitpunkt durch den weiteren Anstieg der Sonne sogar bereits rund 18 Gigawatt gewesen.

Die Sonnensichel sieht man auch, wenn man sie über ein Fernglas an eine Wand projiziert.

Ein Darmstädter geht mit 16 Jahren zur SS – Ausstellung zum Auschwitz-Prozess

Der Darmstädter Hans Stark (1921-1991) war der jüngste Angeklagte im Auschwitz-Prozess und wurde 1965 wegen mehrfachen Mordes verurteilt. Das Foto zeigt einen Ausschnitt einer Ausstellungstafel des hessischen Hauptstaatsarchivs.

Vor Jahren hatte ich mal zur SS einige Sachen nachgeschaut und war über einen Darmstädter gestolpert und entsetzt. Der Mann hieß Hans Stark, war Jahrgang 1921 und war der jüngste Angeklagte und Verurteilte im ersten Auschwitz-Prozess, der von 1963 bis 1965 in Frankfurt stattfand.

Der Frankfurter Auschwitz-Prozess (1963-1965): Kommentierte Quellenedition (Wissenschaftliche Reihe des Fritz Bauer Instituts)Der Frankfurter Auschwitz-Prozess (1963-1965):
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Stark kam mit 16 Jahren zur SS und war in den vierziger Jahren Aufseher in Ausschwitz, erschoss Menschen und schüttete Zyklon B in die Gaskammern. Nach dem Krieg wurde er erst als Mitläufer gesehen. Als die ersten Anschuldigungen kam, konnte er sich kurzzeitig damit rausreden, dass er nur Pferdepfleger – da gibt es auch ein Foto – des SS-Kommandanten Höß gewesen wäre.

Die Widerstandskämpferin Sophie Scholl war übrigens auch 1921 geboren.

Warum ich auf Hans Stark komme? Im Foyer des Justus-Liebig-Hauses ist bis 10. April die Ausstellung „Die historische Wahrheit kund und zu wissen tun“ – Die justizielle Aufarbeitung der NS-Verbrechen in Hessen. Die Ausstellung stammt vom hessischen Hauptstaatsarchiv. Der Katalog steht auch online.

Echo online: Aus dem Dienstzimmer ins „feindliche Ausland“. Die Überschrift bezieht sich auf einen Satz des hessischen Generalstaatsanwalts Fritz Bauer, der die Ermittlungen zum Auschwitz-Prozess entscheident vorangetrieben hatte.

Weil Fritz Bauer die juristische Verfolgung der NS-Verbrecher vorantrieb, hatte er wenig Freunde in der Justiz, in der ja auch ehemalige Nazis wieder untergekommen waren. Und so sagte Bauer: „Wenn ich mein Zimmer verlasse, betrete ich feindliches Ausland.“

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Sonntagsöffnung am 22. März zur Weiterstädter Automobilausstellung ist zulässig

(PM VGH) Mit Beschluss vom 17. März 2015 hat der Hessische Verwaltungsgerichtshof (VGH) die Erlaubnis der Stadt Weiterstadt zur Sonntagsöffnung von Ladengeschäften anlässlich der Automobilausstellung am 22. März 2015 für rechtlich zulässig erklärt.

Die Einschränkungen durch das Verwaltungsgericht Darmstadt vom 5. März 2015 hat der Hessische Verwaltungsgerichtshof damit abgeändert. Der Beschluss ist unanfechtbar, weil der VGH bei der Ländersache Ladenschluss die letzte Instanz ist.

Echo online: Alle Läden in Weiterstadt dürfen öffnen

Streit um Sonntagsöffnungen – Kostenlose Kommunikationsberatung

CDU und Linke sind sich einig. Ja, und das in Hessen. Jedenfalls beim hessischen Ladenöffnungsgesetz; sie wollen es nicht ändern. Das ist ein Ergebnis meiner kleinen Politikerbefragung für eine Zeitung.

Echo online: „Sonderereignis ersatzlos streichen“ – Sonntagsöffnung – FDP will Gesetzesänderung, Abgeordnete anderer Fraktionen lehnen dies ab

Aber worum es mir eigentlich geht: Kostenlose Kommunikationsberatung für das hessisches Ministerium, mit dem ich wegen des Ladenöffnungsgesetzes schon im Januar gemailt hatte. Denn der aktuelle Echo-Artikel in dem auch die Oppositionsparteien vorkommen, wäre wahrscheinlich nicht von mir geschrieben worden, wenn man mir im Januar nur diese Frage beantwortet hätte:

Seit einigen Jahren gibt es regelmäßig ein juristisches Tauziehen um Sonntagsöffnungen in Weiterstadt – mit Eilentscheidungen der Verwaltungsgerichte und durch alle Instanzen. Plant die Landesregierung geänderte Regelungen für verkaufsoffene Sonntage, die eindeutiger sein könnten?

Darauf kam keine Antwort. Stattdessen wurde mir das Gesetz in eigenen Worten erklärt. Es war auch kein Missverständnis, ich hatte nochmal nachgefragt und keine Antwort bekommen.

Damit konnte ich nur keinen Artikel schreiben. Da ich als freier Journalist ja nach abgelieferter Menge bezahlt werde, musste ich mir die Antworten nun eben woanders suchen. Dass meine die Frage ja auch nicht so blöde war, zeigte mir unter anderem die IHK-Forderung den Veranstaltungsbezug abzuschaffen. Und – wie ich auf der Suche nach Antworten dann feststellte – dass es einen FDP-Vorschlag dazu gibt.

Die SPD-Landtagsabgeordnete Heike Hofmann hat sogar mit einen Vermittlungsversuch am laufen, wie sie mir in ihrer Antwort maile:

Ich setze mich dafür ein, dass sich die Beteiligten sich an einen Tisch setzen und gemeinsam erörtern, wie eine gemeinsame Lösung aussehen kann. Da solche Gespräche auf der örtlichen Ebene in der Vergangenheit leider nicht zu einem einvernehmlichen Ergebnis geführt haben, habe ich unseren Landes- und Fraktionsvorsitzenden Thorsten Schäfer-Gümbel gebeten mit den Landesspitzen von DGB, Verdi und Kirchen Kontakt aufzunehmen. Das Ergebnis dieser Gespräche steht noch aus.

Hintergrund zur Sonntagsöffnung: Weiterlesen

Cyber-Krieg bedroht IT-Sicherheit

Ich war fürs Echo auf einem Vortrag zu „Mitten im Cyberwar – NSA, IT-Sicherheit und die Folgen“. Und es hieß nicht einfach böse NSA, sondern auch, dass auch andere Dienste ähnliche Dinge machen, die nur nicht, dank Edward Snowden, so gut dokumentiert seien.

Echo online: Geheimdienst-Hacker gefährden Infrastruktur – IT-Experte bemängelt das Missverhältnis zwischen Ausgaben für IT-Sicherheit und Cyberwar

Siehe auch:

Cyber-Krieg oder Cyber-Sicherheit? – Cyber-Kriegsführung als militärisch-geheimdienstlich motivierte Manipulation von Computern bedroht die Sicherheit der IT-Systeme, von deren Funktionieren mittlerweile die meisten sozialen und politischen Systeme auf diesem Globus abhängig sind.

Nach dem Vortrag blieb bei mir der Eindruck, dass staatliche Institutionen zwar am selben Strick, aber an entgegengesetzen Enden ziehen. Die Regierung würde die „Industrie 4.0“ voranbringen (Kombination aus Fertigung und Internet der Dinge) und die Geheimdienste suchen Sicherheitslücken in der IT oder beschaffen sich die Informationen, um bei Bedarf diese sabotieren zu können – gegebenenfalls bis zum Cyber-Krieg.

Letzteres stelle ich mir dann sehr heikel vor, wenn beispielweise plötzlich – und es irgendwo außenpolitisch kriselt – zig Autos ausfallen oder die Hackerattacke Serienunfälle verursacht. Weil die neuen Autos am Internet hängen und sei es nur zur Fernwartung. Aber eben ein Programmierfehler genutzt werden kann, ins Betriebsystem einzudringen.

„Da wo die Arbeit des Journalisten anfängt, hört Jung & Naiv sozusagen einfach auf.“

Bin ich doch nicht der Einzige, der „Jung & naiv“ für falsch bei den Krautreportern hält? Jedenfalls bei deren Anspruch (und so wie ich es jedenfalls verstehe wenn „Faktencheck“ angekündigt wird).

Publikative.org: Der Fall Jung und die Empörung über die Empörung – … erklären tut Tilo Jung auch nur recht wenig: Er lässt die von ihm ausgewählten Leute ausführlich zu Wort kommen, so dass sich die Zuschauer aus einem Wust von Statements nicht nur die relevanten Stellen raussuchen sollen, sie sollen diese auch noch einordnen bzw. auf Glaubwürdigkeit / Wahrheitsgehalt überprüfen. Da wo die Arbeit des Journalisten anfängt, hört Jung & Naiv sozusagen einfach auf.

Und deshalb hat das Format „Jung & naiv“ meiner Meinung nach nichts bei den Krautreportern verloren. Die aber dafür mich als Abonnenten.

Es ist ja nicht so, dass Tilo Jung nicht blöd, nervig und naiv nachfragen kann. Das zeigen mir seine Fragen bei der Bundespressekonferenz.

(Publikative.org setzt aber einen anderen Schwerpunkt, als ich jetzt hier in meinem Blogeintrag.)

via Bildblog