Vereinsmeierei

„Verein“ das sei so typisch deutsch, hört man manchmal. Mag sein, aber vielleicht ist eher die ganze Absichererei und das Zuweisen von Verantwortlichkeiten eher typisch deutsch. Denn ein Verein ist nach meiner Beobachtung oft auch nur die Reaktion aufs System.

Da wollte eine Inititive in Braunshardt eine Nachbarschaftshilfe für den Weiterstädter Stadtteil organisieren. Und irgendwann stellte sie fest, dass bei einer Nachbarschaftshilfe ganz schnell Versicherungsfragen auftauchen können. Und um eine Versicherung abschließen zu können, muss man im „Paritätischen“ Mitglied sein, und um da rein zu kommen, muss man gemeinnütziger Verein sein – also ein e.V.

Und schon wurde aus der Inititive ein Verein und am 2. März startet nun die Nachbarschaftshilfe.

Echo online*: Anwohner unterstützen sich gegenseitig

Ein anderer Vorteil eines gemeinnützigen Vereins: Man kann Quittungen ausstellen, die die Spender steuerlich geltend machen können. Und teilweise spenden einige Einrichtungen nur an gemeinnützige Vereine.


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Straßenbahnbremsweg

Gestern durfte ich mal was schätzen: Wie lange ist der Bremsweg einer Straßenbahn, die bei rund 50 Kilometer pro Stunde in die Vollbremsung geht? Beim PKW sind in der Faustformel ja Geschwindigkeit in km/h durch 10 und das im Quadrat drin. Was es ja schonmal schwierig macht, weil wir Menschen gerne linear denken, aber die Natur nicht liniear ist.

Also das mit dem Quadrat wird bei der Straßenbahn ähnlich sein, dachte ich mir, Physik ist Physik. Nur bremst die Bahn mit Stahl auf Stahl und ist deutlich schwerer als ein ein Auto. Also kommt noch was dazu. Ich dachte mir so, dass es über 30 oder 35 Meter sein werden.

Echo online: Keinesfalls über die Kupplung – Sicherheitstraining für Siebtklässler im Zeichen des tödlichen Luisenplatz-UnfallsGutachter prüft Risikoeinschätzung für Straßenbahnen

Es wurden 45 Meter. Das ist einmal die Länge der Straßenbahn. Und die war leer.

Und: Wenn es anfängt zu regnen, bilde sich auf den Gleisen ein Schmierfilm aus Straub und Dreck, schilderte ein Fahrer. Der mache die Schienen nochmal glatter und Bremswege länger. Wenn es weiter regnet, nimmt diese Gefahr aber ab, weil der Regen auch den Schmierfilm wegwäscht.

Grundschulen bietet die Heag mobilo ein Sicherheitstraining im Betriebshof Frankenstein an.

Täter, Verdächtige und mutmaßliche Täter

Da waren die Sprecher beim ARD-Boulevardmagazin „Brisant“ am Donnerstagabend aber sehr korrekt. In einem Bericht über eine Messerstecherei und Schießerei in Mannheim heißt es ungefähr ab 58 Sekunden:

ARD-Mediathek: Brisant – „Als die Polizei eintraf, waren die mutmaßlichen Täter bereits geflohen.“

Sehr genau formuliert, aber Täter an sich gibt es immer bei einer Messerstecherei und Schießerei. Da ist bei dem Mannheimer Sachverhalt nichts anderes zu vermuten. „Mutmaßlich“ wird es erst, wenn die Ermittler bestimmte Menschen verhaften und als Täter benennen. Aber passiert ist auf jeden Fall etwas und es war kein Unfall oder Zufall.

Inzwischen wurden sechs Männer festgenommen. Das sind jetzt „mutmaßliche Täter“ oder Verdächtige.

Berufspraktikum im Ausland mit EU-Stipendium

„Erasmus“ kannte ich bisher nur als Programm für Studenten, die auch mal im Ausland studieren wollen. Ich hatte ja damals nicht daran teilgenommen – was ich aber mal besser getan hätte, wenn ich dem ZEIT-Artikel von vor drei Jahren glaube.

„Erasmus“ gibt es aber auch für Menschen mit Berufsausbildung. Früher hieß das von der EU geförderte Programm „Leonardo“, das ist nun in Programm „Erasmus +“ („Erasmus plus“ ausgesprochen).

Gestern war in Darmstadt eine Infoveranstaltung an der Friedrich-List-Berufsschule.* Die Schule organisiert den Austausch für Hessen.


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Das Fahrradklima in Darmstadt: Erste Plätze sind relativ

Der ADFC hat im Herbst 2014 eine Umfrage zur Fahrradfreundlichkeit in Städten und Gemeinden veranstaltet. Darmstadt schnitt dabei ganz gut ab, wenn man das relative Ergebnis betrachtet.

Carsten hat mal genauer hingeschaut: Nur durchwachsene Ergebnisse. Darmstadt habe sich zwar verbessert, aber andere hessische Kommunen auch.

Deshalb halte ich Rankings immer für schwierig, wenn man sich nicht die ganzen Kriterien kennt. Oder sich dafür die Zeit nehmen kann. Ein Abstieg kann zum Beispiel daran liegen, dass andere besser geworden sind. Ebenso könnten einige Dinge anders gewichtet werden, als beim Ranking zuvor. Oder die Unterschiede sind in einem dichten Feld sehr gering und eigentlich hat sich nichts geändert.

Kita an der Nachtweide: Flexibler als gedacht

Ich habe mir die neu gebaute, städtische „Kita an der Nachtweide“ nochmal genauer angesehen und mit dem Architekten Sven Kling vom Büro Prosa-Architekten gesprochen was da an Planung dahinter steckt.

Echo online*: Auf Socken durch das neue Haus – Der Ersatzbau der Kita Nachtweide überzeugt durch architektonische Lösungen

Worauf ich auch hinweisen will: Weiterlesen

Der Buchhandel und die Geräusche im Bücherdschungel

Der stationäre Buchhandel scheint bei zwei Geräuschen im Bücherdschungel noch nicht richtig hingehört zu haben: Das eine Geräusch rauscht schon länger donnernd zwischen den Regalen, es klingt wie Wasserfälle des Amazonas. Das andere Geräusch klingt wie der Ruf eines kecken Dschungelvogels: E-Book, E-Book!

Im verlinkten Text geht es nur um das erste Geräusch (Amazon) – aber die Wortspiele waren einfach zu verlockend.

Der kleine Berliner Seitenstraße-Verlag stellt fest, dass der Buchhändler Amazon ein besserer Partner ist als manche kleine Buchhandlung.

Was man als kleiner Verlag so alles mit dem Buchhandel erlebt – Die Rollenverteilung im Buchhandel scheint klar: Amazon ist böse, »der kleine Buchladen um die Ecke« hingegen ein Segen. Wirklich? Wir haben mit unseren Büchern andere Erfahrungen gemacht

Unter anderem habe Amazon Seitenstraße-Bücher sofort lieferbar auf Lager und rechne auch schneller ab.

Inzwischen ist die Geschichte, die ich via Phantanews mitbekam, bei der FAZ angekommen.

Oscar-Prophetie für 2015

Oscars kann man vorhersagen. Ich kann das auch, denn die Acadamy vergibt sie gerne, wenn es in einem Film um einen siechen, kranken, behinderten oder psychotischen Menschen geht. Ich bringe weiter unten einen ganzen Satz Beispiele.

Daher ist es auch 2015 vorhersagbar, welcher Film und welcher Darsteller mit einem der glänzenden Kerlchen nach Hause werden wird.

Das wäre „Die Entdeckung der Unendlichkeit„, ein Film über den Physiker Stephen Hawking, der amyotrophe Lateralsklerose (ALS) hat, eine degenerative Erkrankung des motorischen Nervensystems.

Oder „Still Alice – Mein Leben ohne Gestern„. Julianne Moore spielt die Schriftstellerin Alice Howland, bei der Alzheimer diagnostiziert wird.

(Nachtrag, 23.2.2015: Zwei Treffer.)

In „The Imitation Game“ spielt Benedict Cumberbatch den Mathematiker Alan Turing. Im Film wird er angeblich als „Mann mit sozialen Anpassungschwierigkeiten, Unverständnis für Humor und Ironie und mit gelegentlichem Zwangsverhalten“ dargestellt, sei es aber in Wirklichkeit nicht gewesen.

Vor der Idee her fände ich es ja schön, wenn „Boyhood“ das Zeug zum besten Film hätte, da er rund 12 Jahre lang gedreht wurde.

Wikipedia: Boyhood Das Besondere an dem Film ist, dass die Schauspieler im Verlauf des sehr langen Filmprojekts reell wachsen und altern, sodass die Coming-of-Age-Geschichte realistisch – immer mit derselben Besetzung – inszeniert werden konnte. Die ersten Aufnahmen fanden im Sommer 2002 statt, im Oktober 2013 schloss Linklater das Projekt ab.

Den Titel hätte man natürlich auch mit „Kindheit“ übersetzen können. Bei „Boyhood“ denken altes Säcke wie ich doch erstmal ungewollte an „Boyz n the Hood„.

Oscars nach Schema 2014 bis 1932 Weiterlesen

Berliner Olympiabewerbung: „Es wurden weitgehend unkontrolliert 51.305.684,12 DM verpulvert.“

Ich war noch jung, als ich in den 90ern erfuhr, dass für die Bewerbung Berlins für die Olympischen Spiele im Jahr 2000 über zig Millionen DM rausgehauen worden waren. Die Summe hätte ich nicht mehr gewusst, aber der Betrag hatte mich damals schon geärgert, das weiß ich noch.

Jens Weinreich veröffentlicht in seinem Blog den „Bericht des Landesrechnungshofes Berlin zu Verschleuderung von öffentlichen Mitteln während der Berliner Olympiabewerbung 2000. Es wurden weitgehend unkontrolliert 51.305.684,12 DM verpulvert.“

Olympiabewerbung Berlin (2000): “Unkultur im Umgang mit öffentlichen Mitteln”