Nachfragen hilft

Das Weiterstädter Rathaus vor genau einem Monat am 29.10.2013.

Weiterstadt spart durch sein Haushaltskonsolidierungsprogramm bis 2016 geschätzt rund drei Millionen Euro ein.

Macht aber voraussichtlich etwa auch 12,8 Millionen Euro Defizit.

Da ich die Zahlen anhand des Konzepts nicht zur Deckung bringen konnte, habe ich herumgefragt. Und siehe da: „Ein Ausgleich sei mit dem Haushaltssicherungskonzept auch nicht möglich, erklärte die Kämmerei auf ECHO-Nachfrage nach der Differenz.“ Lesen und dann nachfragen hilft.

Echo online: Drei Millionen Euro sparen – Weiterstädter Stadtparlament beschließt Haushaltssicherungskonzept – Grundsteuer und Friedhofsgebühr könnten steigen

Deutscher Fassadenpreis 2013 für Hochschule Darmstadt

Die neue Fassade am Hochhaus der Hochschule Darmstadt.

(PM Hochschule Darmstadt) Die von dem Berliner Architekturbüro Staab Architekten durchgeführte Sanierung des Hochhauses der Hochschule Darmstadt (HDA) ist mit dem Deutschen Fassadenpreis 2013 für vorgehängte hinterlüftete Fassaden ausgezeichnet worden. Verliehen wurde die Auszeichnung im Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt am Main. Insgesamt gingen 117 Bewerbungen beim Fachverband Baustoffe und Bauteile für vorgehängte hinterlüftete Fassaden ein, der den Preis seit zehn Jahren vergibt.

Vorgehängte hinterlüftete Fassaden bestehen aus einer äußeren Fassadenschicht, einer speziellen Luftschicht und der üblichen Dämmschicht an der Gebäudewand. Dieser Aufbau gewährleistet eine verbesserte Feuchtigkeitsregulierung. „Das Hochhaus C10 ist ein Beispiel eines überzeugenden Einsatzes vorgehängter hinterlüfteter Fassaden, die die Nachkriegsmoderne zeitgemäß weiterdenken, indem sie dem Haus eine ausgeprägte ‚Strahlkraft‘ verleihen“, heißt es in der Jury-Begründung. „Der Ansatz überzeugte in seinem ganzheitlichen Anspruch, der gestalterische Herausforderungen mit funktionalen Erforderlichkeiten in einer beispielhaften Weise miteinander verbindet.“

Die Hochschule Darmstadt von einem Dach gegenüber.

Im Zuge der Grundinstandsetzung 2009 bis 2011 wurde das 60 Meter hohe und 1963 fertiggestellte Gebäude bis auf den Rohbau zurückgebaut, die Fenster ersetzt und die Außenwände mit vorgehängten hinterlüfteten Fassaden versehen. Die Nordseite des Hochhauses wurde großflächig verglast, während auf der Südseite markante Verschattungselemente angebracht wurden, um der Aufheizung der Räume durch Sonneneinstrahlung entgegenzuwirken. Diese dreidimensional gefalteten Fassadenelemente aus Aluminium dienen als feststehender und wartungsfreier Sonnenschutz.

Durchgeführt wurde die Sanierung vom Berliner Büro Staab Architekten, dessen Arbeit bereits im Juli 2013 mit einer Auszeichnung beim Deutschen Architekturpreis gewürdigt wurde. Das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst hatte für die Sanierung des Hauses Mittel aus dem Hochschulinvestitionsprogramm HEUREKA zur Verfügung gestellt.

Das 16-geschossige Gebäude wird von den Fachbereichen „Mathematik und Naturwissenschaften“, „Elektrotechnik und Informationstechnik“ und in geringerem Umfang auch von den Fachbereichen „Informatik“ sowie „Maschinenbau und Kunststofftechnik“ genutzt. Daneben sind hier auch der AStA, das Student Service Center und das Präsidium mit der zentralen Hochschulverwaltung zu finden.

Die Fassade während der Sanierung.

Der Fachverband Baustoffe und Bauteile für vorgehängte hinterlüftete Fassaden e.V. vergab die renommierte Auszeichnung in diesem Jahr zum zehnten Mal. Die Bundesstiftung Baukultur honoriert die Auszeichnung als bundesweit bedeutsamen Preis. Seine Preisträger erfahren durch die Stiftung eine besondere Würdigung: Architekt und Bauherr des siegreichen Projektes werden in den Konvent der Baukultur berufen.

Vor der Sanierung.

Frisch verlegte Stolpersteine aus dem Pflaster gebrochen und gestohlen

Die drei Stolpersteine in der Gräfenhäuser Hauptstraße, verlegt am 6. November 2013. Die kurz danach gesetzten sieben Steine in der Steinstraße wurden in der Nacht zum 7. November gestohlen.

Wenn einer meiner Artikel bei Echo online auf Platz 1 der meistgeklickten Texte liegt, ist das eigentlich eine feine Sache. Aber nicht bei sowas:

Echo online: Unbekannte stehlen frischverlegte Stolpersteine

Die Steine waren am Dienstagmittag verlegt worden, rund 50 Weiterstädter waren gekommen, um beim setzen der Stolpersteine und der Erinnerung durch die Weiterstädter Archivarin Maxi Jennifer Braun in der Hauptstraße und der Steingasse dabei zu sein.

Am nächsten Morgen meldete die Polizei, dass die Steine in der Steinstraße, die an die Familie Collin-Cahn erinnerten, aus dem Pflaster gebrochen und gestohlen wurden.

Nur kurze Zeit nach der Verlegung von Stolpersteinen am Mittwoch (06.11.2013) in Gräfenhausen haben bislang unbekannte Täter in der Nacht zum Donnerstag (07.11.2013) die in der Steinstraße verlegten sieben Gedenksteine gestohlen. Die Kriminalpolizei (ZK 10)in Darmstadt hat die Ermittlungen zu den Tätern übernommen. Zeugen, die in diesem Zusammenhang verdächtige Wahrnehmungen gemacht haben oder Hinweise zu den Tätern geben können, werden gebeten, sich unter der Rufnummer 06151 / 969-0 zu melden.

Die Steine erinnern an Bertha Collin (*1880), Regina Collin (*1913), Henny Collin (*1907) und ihren Ehemann Siegmund Cahn (*1900) sowie deren Kinder Karl (*1931), Jakob Günter (*1932) und Manfred (*1935). Henny, Siegmund, Karl, Jakob Günter und Manfred wanderten in die Niederlande aus, schafften es aber nicht mehr nach Amerika, sie wurden 1944 im KZ Auschwitz ermordet. Bertha Collin versuchte in Frankfurt unterzutauchen, wurde aber 1941 nach Litauen deportiert und im Konzentrationslager Fort IX am 25. November 1941 ermordet – zusammen mit 2933 Menschen jüdischen Glaubens aus Berlin, Frankfurt und München.

Regina Collin konnte zusammen mit der jüdischen Familie, bei der sie arbeitete, 1937 nach Zürich ziehen. Später ging sie nach New York, heiratete und bekam einen Sohn. Sie starb als Regina Parker am 19. Februar 2009 in Manhattan im Alter von 95 Jahren.

Nachtrag, Polizeipräsidium Südhessen: Rathausscheiben in Seeheim-Jugenheim mit im Jahr 2012 in Griesheim gestohlenen Gedenksteinen eingeworfen – Unbekannte haben in der Nacht zum Freitag (08.11.2013) zwei Fensterscheiben an der rückwärtigen Seite des Rathauses in der Schulstraße mit Gedenksteinen eingeschlagen. Die Tat wurde um kurz vor 07.00 Uhr der Polizei gemeldet. Der angerichtete Schaden wird auf circa 1.500,- Euro geschätzt. Die Kriminalpolizei (ZK 10) hat umgehend die Ermittlungen zu den Tätern übernommen. Nach ersten Erkenntnissen haben die Täter zu ihrer Tatausführung zwei Stolpersteine verwendet, die im November 2012 in Griesheim gestohlen wurden (wir berichteten). Die Ermittler haben derzeit noch keine konkreten Hinweise zu den Tätern, vermuten diese aber im rechten Spektrum. Ein Tatzusammenhang mit dem Diebstahl von Stolpersteinen in Gräfenhausen (wir berichteten) wird ebenfalls geprüft. Zeugen, die in diesem Zusammenhang verdächtige Wahrnehmungen gemacht haben oder Hinweise zu den Tätern geben können, werden gebeten, sich umgehend mit den Ermittlern unter der Rufnummer 06151 / 969-0 in Verbindung zu setzen.

Die fehlenden Stolpersteine in der Steinstraße. Die Stadt Weiterstadt hofft, bald einen neuen Termin für die erneute Verlegung zu bekommen.

Ein „Blitzlicht zum damaligen Zeitpunkt“ auf den Neuen Politikstil bei den Plänen zum Rathausneubau

Das aktuelle Rathaus (nur der Eingang) am Luisenplatz.

Auf eine große Anfrage der SPD-Fraktion zum Rathausneubau gibt es Antworten. Eine finde ich recht interessant:

Echo online, 1.11.2013 – Stadt will nach Verwaltungs-Umzug Technisches Rathaus und Ordnungsamt verkaufen – Abschließend fragt die SPD, wie der Magistrat das Ergebnis der Bürgerumfrage zum Rathaus-Neubau bewerte. Dabei hatten 76,3 Prozent der Befragten das Projekt als unwichtig bewertet. Dies sei aus Sicht des Magistrats nur „ein Blitzlicht zum damaligen Zeitpunkt“, heißt es in der Antwort. Man wolle das Projekt künftig umfassend erläutern.

Auf gut deutsch: Die Befragten war ja nur zu doof die Genialität, Bedeutung und Tragweite des Projekts zu erkennen.

Das alte Rathaus am Marktplatz.

Also echt, ein Millionenprojekt, das nie Thema im Kommunalwahlkampf war und auch nicht im Koalitionsvertrag drinsteht, wird jetzt, … Moment mal … Was ärgere ich mich da? Das ist die ultimative Sichtweise, so machen wir das jetzt immer. Was einem nicht in den Kram passt, ist ein „ein Blitzlicht zum damaligen Zeitpunkt“ und darf, nein, muss sogar ignoriert werden. Zum Wohle aller.

Darmstadt braucht Wohnungen? Ach was, „ein Blitzlicht zum damaligen Zeitpunkt“. Studierende auf die Konversionsflächen? Ein „Blitzlicht“! Im 100 Jahren sieht das schon ganz anders aus. Hoher Bedarf bei Kinderbetreuung? Egal, „ein Blitzlicht zum damaligen Zeitpunkt“. Weltkulturerbe Mathildenhöhe, Denkmalschutz, strukturelles Defizit, Straßensanierung, marode Kanäle? Wurscht. Erdgeschichtlich betrachtet ist das alles nicht mal ein Blitzlicht, maximal ein millisekundenlanges Aufblinken am anderen Ende der Galaxis.

Das Kollegiengebäude (Sitz der Regierungspräsidentin) am Luisenplatz ist angeblich zu klein. Nur: Welche Behörden braucht der Bürger denn gleichzeitig an einem Platz? Bauamt und Sozialamt wird man so gut wie nie gleichzeitig benötigen. Man könnte also bei mehreren Gebäuden bleiben und das Kollegiengebäude wäre wenigstens etwas repräsentativ.

Deswegen wird im Februar 2014 auch einfach die alte Landesregierung in Wiesbaden weiterregieren, die Wahl vom September war nur „ein Blitzlicht zum damaligen Zeitpunkt“. Dem Wähler waren war das was er tat, einfach nicht umfassend genug klar geworden. Ebenso: Der Grüne Jochen Partsch ist OB? „Ein Blitzlicht zum damaligen Zeitpunkt.“ Kommunalwahl 2011? Pfft! „Ein Blitzlicht zum damaligen Zeitpunkt.“ SPD-Dezernenten abgewählt? Ungültig! „Ein Blitzlicht …“ – Moment … da bin ich mir jetzt gar nicht so sicher. „Ein Blitzlicht zum damaligen Zeitpunkt“, so ein Spruch ist doch eigentlich nur dem SPD-Baudezernenten zuzutrauen, sowas würde doch keiner von den Grünen vertreten, der Partei für Bürgerbeteiligung, Bürgerrechte und Bürgerinitiativen.

Der Marienplatz, der angeblich beste Standort für ein Rathaus. Dabei sind dort – besonders bei Regen – Feuchtbiotope, die Lebensraum für zig Lebewesen bieten.

Entfernte Citytunnelkunst – Wer war „der Magistrat“?

Schraffuren und Pflanzrohre des Künstlers Helmut Lander zierten bislang die Brüstungen des Wilheminentunnels.

Die Darmstädter SPD-Fraktion kritisiert, wie der Magistrat der Stadt Darmstadt mit den Arbeiten im City-Tunnel des kürzlich verstorbenen Künstlers Helmut Lander umgegangen ist. Seit Mitte Juni werden die Betonbrüstungen des Citytunnels saniert. Dabei wurden Dekorationen des Künstlers entfernt und die Familie nicht informiert.

Die kulturpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion Dagmar Metzger stellt sich die Frage, wer in Darmstadt eigentlich darüber entscheidet, wann Kunst nicht mehr zeitgemäß sei. Die Arbeiten Helmut Landers hätten das Stadtbild geprägt. Dagmar Metzger blickt auch auf die Urheberrechte des Künstlers und erinnerte an den Urheberrechtsstreit des Architekten von Gerkan um die Deckengestaltung des Berliner Hauptbahnhofs. Die Deutsche Bahn habe den Rechtsstreit verloren und konnte sich nur durch einen Vergleich mit dem Architekten einigen.

Im Echo-Artikel zu den entfernten und teilweise abgebauten Werken stand zu dem Thema:

Echo online: Am Citytunnel werden Dekorationen von Helmut Lander entfernt – Der Magistrat habe sich gegen die Rekonstruktion entscheiden, weil sie „als Kunstwerke nicht mehr in unsere Zeit passen.“

Frage ist – nach einem Hinweis den ich bekam – nur, wer „der Magistrat“ war. Denn nach meinen Informationen war über die Entfernung der Tunnelkunst dort nicht gesprochen worden. Und auch in der Magistratsvorlage zur Tunnelsanierung steht nichts zu den Kunstwerken. 2006 waren „eine Vielzahl von Schäden“ festgestellt worden und der Tunnel sollte, klarer Fall, das war unstrittig, saniert werden.

Magistratsvorlage 2012/0131: Tunnel Wilhelminenstraße, Sanierung – Daraus ergibt sich die Notwendigkeit einer grundhaften Instandsetzung der Rampenstützwände und Notausgänge. Es ist geplant, die Arbeiten an allen Rampenstützwänden und Notausgängen der Ein- bzw. Ausfahrrampen (Hügelstraßen West, Hügelstraßen Ost, Rheinstraße, Mathildenplatz sowie Ausfahrt vom Parkhaus auf die Rheinstraße) und den 8 Notausgängen im November 2012 zu beginnen und im Juni 2013 zu beenden. Die Kosten der Betoninstandsetzungsmaßnahme liegen bei rd. 1,1 Mio. EUR einschließlich der Planungs- und Bauüberwachungskosten.

Wie ich erfuhr, hat Oberbürgermeister Jochen Partsch am Freitag (1.) auf Landers Beerdigung eine Trauerrede gehalten und unter anderem sich bei der Familie persönlich entschuldigt und gesagt, dass es ihm und der Stadt leid tue, dass nicht vorher mit der Familie gesprochen worden sei.