Leistung lohnt sich … naja … vielleicht

Sueddeutsche.de hat mit einer Kündigungsberaterin gesprochen:

sueddeutsche.de: Dienstag – der beste Tag zum Kündigen
Auch heute noch wird eine Kündigung als Scheitern erlebt.

Schmidt: Ja, aber das ist falsch. Früher wurde in der Regel wegen Fehlverhaltens oder Minderleistung gekündigt. Heute gibt es meist eine Quote: Zum Beispiel müssen zehn Prozent der Belegschaft abgebaut werden. Da geht es oft um ganz andere Überlegungen als um die Leistung des Einzelnen.

Forschung: Es zählt der Inhalt des Stapels und nicht seine Höhe

Nach über zig Jahren kommt bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft die Erkenntnis, dass Qualität und nicht Quantität zählen.

Zeit.de: „Schluss mit der Salamitaktik“ – Bei Anträgen für Forschungsmittel hat der Wissenschaftler bessere Chancen, der die längste Publikationsliste aufweisen kann. Auch auf eine Professur wird nur derjenige berufen, dessen Schriftenverzeichnis äußerst umfangreich ist. […] Um die Publikationsflut einzudämmen und die Qualität der Forschung wieder in den Mittelpunkt zu stellen, will die DFG – die größte Forschungsfördergemeinschaft – ab Juli für ihre Anträge neue Regeln anwenden. Künftig dürfen Forscher nur noch fünf maßgebliche Werke anführen.

Da kann man sich schon fragen, ob die DFG auf Forschung oder Interessen geachtet hat – oder etwa zu doof war, das mit den Publikationslisten zu durchschauen. Da die Forscher ja selber in der DFG sind, kennen sie den Listentrick aus eigener Praxis. Daraus folgt die gute Nachricht: So doof waren sie schonmal nicht.

Dass Arbeiten möglichst aufgeteilt wurden, war doch schon zu Zeiten meiner Promotion (vor 15 Jahren) lange beklagt und ich selbst hatte so meine Zweifel an einem Focus-Uni-Ranking (einem der ersten in den Neunzigern) weil das die Qualität anhand der Höhe der publizierten Papierstapel gemessen hatte. Alle wissen und wussten, dass ein guter/fleißiger Forscher nicht unbedingt ein guter Hochschullehrer ist – und umgekehrt. Aber die DFG und die Berufunggremien offenbar nicht. Also was steckte dahinter? Jedenfalls nicht die Suche nach der Wahrheit und dem was die Welt zusammenhält.

Griechisches Gold im Zweiten Weltkrieg – Eine Odyssee

„Wir“ – also die Deutschen im Zweiten Weltkrieg – sollen uns damals das griechische Gold unter den Nagel gerissen haben. Sagte Vizepremier Theodoros Pangalos der BBC. Ja, die Deutschen haben damals tatsächlich so ziemlich jedes Verbrechen begangen, nur nicht dieses Gold geraubt.

Handelsblatt: Die Wahrheit über das Gold der Griechen – Das Gold, 18,86 Tonnen, wurde im Frühjahr 1941 beim Vormarsch der Deutschen auf die Insel Kreta gebracht. Als deutsche Fallschirmjäger auch dort landeten, kam das Gold nach Alexandria, später nach Pretoria und schließlich nach London. Nach Kriegsende wurde es zurückgebracht und in der Bank von Griechenland eingelagert. Dort liegt es heute noch. Inzwischen ist der Goldschatz der Griechen sogar auf 112,4 Tonnen angewachsen.

Nachfragen ändert was: FDP zum Darmstädter ICE-Anschluss

Bisher galt ja in Sachen ICE-Anschluss bei CDU, FDP, Grünen und SPD: Trasse über den Hauptbahnhof. Auch wenn das OB Walter Hoffmann (nebenbei noch SPD-Mitglied) etwas anderes vorschlägt.

In einer „Vorhang auf“-ICE-Geschichte (S. 14, Märzausgabe) fragte ich sicherheitshalber die Parteipositionen nochmal ab und da sagte mir Leif Blum, Darmstädter FDP-Chef in Partei und Parlament, dass ein ICE-Anschluss im Hauptbahnhof kein Wert an sich sei. Aha.

Fremde Gebäude können fotografiert werden

Heise.de meldet, dass das Oberlandesgericht Bandenburg ein Amtsgerichturteil kassiert hat. Das Urteil war für Fotografen ziemlich relevant, weil es die Panoramafreiheit betraf.

Gericht: Keine Rechtsverletzung bei Fotos von fremden Gebäuden
Das Fotografieren fremder Gebäude verletzt nicht die Rechte des Eigentümers. Weder der Fotograf noch Dritte – etwa Fotoportale – müssen dem Eigentümer Schadensersatz zahlen.

Eine tagesaktuelle Online-Nachrichten-Kauf-Verkaufs-Party-Kultur-Familien-Mitmach-Community kommt in die Stadt …

Da mach‘ ich seit 2005 im Lokalen rum und suche jedes Blog mit Darmstadt oder Darmstädter Stadtteilen im Namen und bekomme trotzdem nix mit. Aber jetzt hat das Gerücht was ich erstmals beim SKV Rot-Weiß hörte, auch eine URL: heinertown.de

Ab April bekommt Darmstadt damit die laut Herausgebern erste Online-Tageszeitungs-Community Deutschlands – für 4,99 Euro Mitgliedsbeitrag pro Monat.

„Heinertown“ ist schonmal ein geschickter Name, weil er das URL-Umlautproblem bei „Darmstädter Wieauchimmerblog“ löst.

Ab April kommt dann der journalistische Dreisatz:
Stufe 1: Super Sache, das beste seit geschnitten Brot.
Stufe 2: Doch nicht wie geschnitten Brot.
Stufe 3: Haben wir schon immer gewusst.

Mal kein Pferd auf dem Flur – Karnevalsberichte im Lokalteil

Blogger Thomas Trappe bietet eine Mustervorlage für einen Artikel über eine Karnevalssitzung an. Zugegeben, manchmal bis oft ist man an Bratwurstjournalismus mit Narrenkappe nah dran, und die Versuchung fürs nächste Jahr Textbausteine zu erstellen ist wirklich groß. Aber ich hatte das auch schon anders angepackt. Man hat ja auch einen eigenen Anspruch, weil man nach ein paar Sitzungen dazugelernt hat und nicht immer das gleiche abliefern will – so ganz frei von Selbstwahrnehmung ist man schließlich auch im Lokalen nicht.

Männerballett in Variationen – bis zum Striptease
KC Eiche: Damensitzung unter dem Motto „Einmal um die ganze Welt“ – Bewusster Verzicht auf Büttenreden.

Mit den Worten „Same procedure as every year“, bekommt Tontechniker Bernd Rohr vor der KC-Eiche-Damensitzung eine weitere Musik-CD in die Hand gedrückt. Das Männerballett vom Griesheimer CVS St. Stephan ist wie jedes Jahr bei der Sitzung des Karnevalsclub Eiche in der Heimstättensiedlung mit dabei. Der Abend steht unter dem Motto „Einmal um die ganze Welt“, aber tatsächlich ist es Männerballett in Variationen – von Männern in Frauenkleidern über Akrobatik bis zum Striptease. Kein Platz im Programm ist für Protokoller oder Büttenreden reserviert.

Nachdem „Calypso Sun“ aus Oberwalgern mit ihren Versionen von Udo-Jürgens-Schlagern die Sitzung eröffnet haben, überschlagen sich die Männer auf der Bühne. Die vierzehn Jungs von „Flying Energy“ aus Weiterstadt wirbeln in roten Rennfahreranzügen zu „Gib Gas, ich will Spaß“ über die Bühne, die ersten Zuschauerinnen stehen schon auf den Bänken und klatschen begeistert mit.

Susanne Röhrich, Heike Binder und Erika Märzendorfer besuchen den KCE seit Jahren. „Wir werden sehen, wie lange die Schminke hält“, sagen sie über ihre Maskierung. Sie finden den Abend „superspitze“. Ganz Lokalpatriotinnen, loben sie die „Marsch Mellows“ und „Zu Schee“-Auftritte. Das KCE-Trommlercorps und das KCE-Männerballett feiern in diesen Jahr ihr elftes Jubiläum.

Bei den „Mühlbachräubern“ aus Schneppenhausen, die als tanzende Polizisten Räder schlagen, fallen in der Zugabe die Hemden und die Hosen. Und als die Truppe in knappen Shorts ihre Gummiknüppel schwingt, kocht die Stimmung im Saal.

Milena Schreiber ist „etwas enttäuscht“. Sie und ihre Freundin Traudel Luley vermissen die Büttenreden. „Lachen übers Alltagsgeschäft und Politik gehören auch dazu“, finden die beiden als Touristinnen verkleideten Büttelbornerinnen.

René Krieger, Pressewart vom Karnevalsclub Eiche erklärt: „Büttenreden bei der Eiche-Damensitzung kann man vergessen. Die wollen nur Party machen.“ Das Publikum habe den Rednern einfach nicht zugehört und geschwätzt, deswegen habe man auf die Reden verzichtet. Cowgirl Katrin Bozenhard aus Rüsselsheim und Chinesin Karina Müller aus Bischofsheim finden das richtig. „Geil, keine langweiligen Vorträge. Stimmung pur.“

Und so geht der Abend weiter mit johlenden Zuschauerinnen, die von den Bänken nicht mehr runterkommen. Auch die beiden Damen aus Büttelborn gehören dazu.

In der Schlussnummer der Sitzung geht es noch mal richtig zur Sache. Nach der Frage „Are you ready for this?“ fliegen unter krachenden Donnerschlägen – und Jubel aus dem Publikum – die Mäntel der „Top Guns“-Showtänzer in die Ecke und legen muskulöse Oberkörper frei. Und nicht nur die.

Mit jedem fallenden Kleidungsstück beantworten die Tänzer die „Was steckt darunter“-Frage immer mehr, auch wenn sie den Damen die letzten Details mit US-Flaggen vorenthalten. (erschienen am 16.02.2009 im Darmstädter Echo)

Spitzentaktzeiten im ÖPNV

30.000 Euro für eine Werbekampagne, damit die Menschen mehr mit Bus und Bahn fahren. Das mus doch was bringen. Bei solchen Hammerangeboten wie diesem, frage ich mich echt, warum diese 30.000 Euro verpuffen werden:

Dieser zusammengestauchter Screenshot zeigt exemplarisch, wie hervorragend die ÖPNV-Verbindungen abends von Gräfenhausen aus sind.

Alle Stunde ein Bus ist ja echt super. Genial. Und Fahrzeiten von über einer Stunde, da hat man doch was für seine zwei Euro. Soviel dunkle Ortschaften und Landstraßen sind nämlich echt selten. Und damit das nicht zum Gewohnheitsgut wird fährt der Bus irgendwann nur noch alle 90 Minuten – oder so. Taktwechsel erhalten nämlich die Spannung.

Nachtrag: Ach ja, was auch die Spannung erhält ist, einen Bus ausfallen zu lassen. Das war die Sondereinlage am vergangenen Sonntag (14.2.2010) , als ich und zahlreiche andere zum AEWG-Umzug nach Gräfenhausen wollten. Ok, Karneval, aber etwas, was die Busse füllt – was ein privatwirtschaftliches Unternehmen doch interessieren könnte. Der 5515er-Bus, der um 11.51 Uhr an der Pallaswiesenstraße abfahren sollte, kam einfach nicht. Und die RMV-Mobilitätszentrale konnte mir auch nicht weiterhelfen, weil sie die Leitstelle des Busunternehmens nicht erreichte. Und der Busfahrer des um 12.51 Uhr kommenden Busses, wusste nichts von einem Ausfall auf der Linie – soviel also zur Kundeninformation. Die Busse, die pünktlich eine Stunde später kamen (ein 751er und ein 5515er) waren dann voll. Der 751er war so narrenvoll, dass er gar nicht mehr anhielt und gleich durchfuhr.

Nachtrag II: Inzwischen wurde mir mitgeteilt, dass er Bus ausgefallen war, weil die Heizung kaputt war.