Live – Wen stören da schon 7495 Kilometer?

Die ARD berichtet über den Tsunami auf Samoa – das liegt im südwestlichen Pazifik. Der Reporter berichtet dazu „live“ – aus Tokio … Ist ja ums Eck – im nordöstlichen Pazifik – nur 7495 Kilometer liegen dazwischen.

Mario Schnitt berichtet live aus Tokio übers 7495 Kilometer entferne Samoa.

Aus Tokio zu berichten ist für mich ja in Ordnung, ist halt gerade kein ARD-Reporter auf Samoa. Aber „live“ muss man da nicht betonen, denn das finde ich so albern, wie wenn ich jetzt „live“ aus Darmstadt übers Münchener Oktoberfest bloggen würde. Und das wäre nur rund 400 Kilometer entfernt.

„anders? – cool!“ – Ausstellung in Kranichstein

Im Rahmen der Interkulturellen Wochen präsentiert der Jugendmigrationsdienst des Internationalen Bundes (IB) diese Woche im Café Chillmo die Wanderausstellung „anders? – cool!“Die Veranstaltung, die Darmstadt Sozialdezernent Jochen Partsch (Grüne) eröffnete, findet in Kooperation mit dem IB-Jugendcafé Chillmo, der Kinder- und Jugendförderung des Landkreises Darmstadt-Dieburg und der Stadt Darmstadt statt. Künstlerisch begleitet wurde der Auftakt unter anderem von der Tanzgruppe „Callisto“ unter der Leiterin Olga Moschewitzina.

Die multimediale Ausstellung beschäftigt sich mit dem Leben zugewanderter Jugendlicher in Deutschland. Sie richtet sich an zugewanderte und einheimische Jugendliche. Der IB will aber auch Mitarbeiter sozialer Einrichtungen, Lehrer, Politiker und Bürger informieren.

Die Ausstellung soll – so der Veranstalter – anders, sie soll cool sein, und sie soll die Sorgen, Freuden und Hoffnungen der Jugendlichen widerspiegeln. Elektronische Medien – Musik- und Sprachbeispiele, verschiedene Filme und computergestützte Quizspiele – sind interaktive Elemente der Wanderausstellung.

Öffnungszeiten der Ausstellung: Montag bis Donnerstag 9 Uhr bis 18 Uhr, Freitag 9 Uhr bis 14 Uhr. Donnerstag ist von 16 Uhr bis 20 Uhr Chill-out mit DJ Manu, Karate und Theater.

Wann hilft die BI ONO Andreas Storm?

Warum tritt eigentlich die Bürgerinitiative „Ohne Nordostumgehung“ nicht ganz massiv für Andreas Storms Einzug in den Bundestag ein? Da ist doch jetzt Solidarität gefragt, vor allem wenn der Darmstädter CDU-Direktkandidat nur mit 117 (oder 46) Stimmen und nicht mit 204 Stimmen verloren hat.

Das ist doch sowas von klarem Bürgervotum, sowas von nicht vertretbar und sowas von „unecht gescheitert“, dass eigentlich Storm das Mandat verdient hätte. Oder?

(Wer Ironie findet, darf sie behalten.)

Letzte Prognose vorm Wahllokal

Stefan Raab präsentierte gestern nach diskussionfreudiger Elefantenrunde wie schon vor vier Jahren eine TV Total-Wahlprognose, generiert aus Telefonanrufen. Da man ja so eine Aktion vor vier Jahren schon einmal gemacht hatte, hatte man jetzt auch Evidenzen für die Korrekturfaktoren der Telefonabstimmung.

Die Korrekturfaktoren sind in etwa die, auf die ich auch gekommen war. (TV Total-Prozente von 2005 geteilt durch die echten Prozente, natürlich pro Partei). Nachtrag: Das ist nichts geheimnisvolles. Die „Welt“ spricht nämlich von „mit einem mysteriösen Koeffizienten geglättet„. So ein Unsinn.

Demnach wird es eng für die große Koalition, weil die SPD bei Raab abgestürzt war und FDP, Grüne, Linke sowie SPD ziemlich gleich stark sind. Ein Knallerergebnis, weil man unter Umständen eine Dreierkoalition zum regieren bräuchte.

Die Umfragen auf Wahlrecht.de klingen allerdings etwas anders. Ich habe mal einfach die Mittelwerte der letzten fünf Umfragen ausgerechnet:

CDU/CSU: 35 Prozent
SPD: 25 Prozent
Grüne: 10,5 Prozent
FDP: 13,4 Prozent
Linke: 11,4 Prozent
Sonstige: 4,7 Prozent

In einigen Blogs jammern übrigens Piratenpartei-Freunde seit Tagen, dass die Piraten bei Raab nicht dabei sind/waren – manche steigern sich da richtig rein (undemokratisch, Wahlbetrug etc.) Nun: Raab will eine Sendung mit einem medientauglichen Ergebnis. Die meisten Zuschauer erwarten etwas mit CDU&Co und ein Ergebnis, das sie mit dem am Sonntagabend vergleichen können. (Ok, ob das von gestern zu was taugt, werden wir heute abend sehen.)

Das aber gerät in Gefahr, wenn er jede kleine Partei mit ins Boot nimmt. Weil dann jeder Spaßvogel für MLDP&Co stimmen könnte, um zu gucken was rauskommt. Und das will Raab/der Sender nicht riskieren. (Wenn 10 Parteien mitmachen kommt im blödesten Fall 10% für jeden raus – was nur nichts mit der Realität zu tun hat.)

Und den Anspruch der Piratenpartei (wir sind bei der Zielgruppe beliebt/ohne uns ist es undemokratisch) finde ich – jedenfalls 2009 – sehr schwach. Denn es gibt andere Parteien, die mehr Rechte hätten. Beispielsweise die NPD (die ist sogar in Landtagen und hat besonders viele junge Mitglieder) oder die Frauenpartei (mehr als 50% sind Wählerinnen).

Irgendeinen Maßstab wird jeder, der nicht dabei ist, finden, warum ausgerechnet er dabei sein muss. Wenn man das mitmacht, sitzen 20 Parteivertreter im Studio. Man wird also damit leben müssen, dass Pro7 da eine willkürliche Grenze zieht.

Zudem wird es grandios unübersichtlich bis chaotisch, wenn man mehr als fünf Politiker (es sind wegen der CSU schon sechs) im Studio sitzen hat und abarbeiten muss. Mach’ mal eine Podiumsdiskussion mit zehn Teilnehmern. Das wird eine öde Statementparade oder Chaos.

Vergangene Wahlen in Darmstadt

Eine kurze Zusammenfassung der vergangenen Wahlen. Die Zahlen sind nur die Ergebnisse aus der Stadt Darmstadt. Schön demonstrativ, mit gestauchter x-Achse und alles in einen Topf geworfen.

Und damit ich es schneller finde, noch die Erststimmen bei der Bundestagswahl 2005. Das kann man aber nicht mit der Stadt Darmstadt vergleichen, da noch Gemeinden aus dem Landkreis zum Wahlkreis gehören. 2005 holte Brigitte Zypries das Direktmandat.

Storm, Andreas (CDU) – 37,70%
Zypries, Brigitte (SPD) – 44,80%
Partsch, Jochen (GRÜNE) – 8,10%
Laabs, Kerstin (FDP) – 3,70%
Schäfer, Heinz (Linke) – 3,90%

Hartz IV ist kein Mindestlohn

Gestern sagte Wolfgang Gerhardt, Hessischer FDP-Spitzenkandidat für die Bundestagswahl, beim Streitgespräch im HR, dass Hartz IV einem Mindestlohn von etwa 9 bis 10 Euro entspreche und daher wie ein Mindestlohn wirke. Daher wären diese nicht notwendig und im Schluss daraus das „Aufstocken“ – wenn man trotz Arbeit zu wenig verdient, gibt’s einen staatlichen Zuschuss bis zur ALG II-Grenze – eine ausreichende Lösung.

Nun, das mag rechnerisch richtig sein, ist aber dennoch falsch. Wer Hartz IV bezieht, bekommt vom Staat Geld, Warmmiete, Auflagen und Einschränkungen. Also auch Restriktionen, die man als normaler Arbeitnehmer nicht hat.

Da darf das Auto nicht zu groß, das Ersparte (auch für die Rente) nicht zu hoch sein. Beispielsweise kann man auch nicht einfach umziehen oder eine große Wohnung haben. Leuten im Osten wurde ein Zimmer in der Wohnung verschlossen. Auch mit anderen zusammen zu wohnen ist heikel, weil man plötzlich Bedarfsgemeinschaft sein könnte.

Und die eigenen Kinder können bei einem Schüler- oder Ferienjob nach 100 Euro Verdienst den Hammer fallen lassen, weil ab jedem Euro darüber 80 Prozent davon abgezogen werden. Nebenbei: Wie das zur Eigeninitiative motivieren soll, ist mir schleierhaft.

Auch mit Geschenken bekommen ist es Essig, weil die nämlich maximal 50 Euro im Jahr wert sein dürfen. Also auch nichts mit Waschmaschine vom Nachbarn übernehmen oder von der Oma einen Zwanziger zugesteckt bekommen.

Bei E-Bay oder auf Flohmärkten was verkaufen wird schwierig, weil das ja plötzlich Einnahmen sind. Dass man seinen Hausrat kanibalisiert und vielleicht seine Lieblingsmusik verscheuert, ist dem Amt egal.

Inwieweit Mindestlöhne volkswirtschaftlich funktionieren kann man diskutieren, aber Hartz IV ist kein Mindestlohn, denn dieser beschneidet nicht die Freiheiten der Bürger.

Kommunikationsherrschaft – Darmstädter Modell

Der Darmstädter ICE-Beirat ist auch so eine, äh … Darmstädterei:

Die Sitzungen des ICE-Beirats sind nicht öffentlich. Interessierte Bürgerinnen und Bürger können jedoch teilnehmen.

Die Pressearbeit zu Sitzungen des ICE-Beirats liegt bei der Geschäftsstelle

Genau, immer schön die Kommunikationsherrschaft behalten. Und sich dann wundern, dass die Bürger solchen Veranstaltungen (als nächstes wird in diesem Theater das Dialogforum zur Nordostumgehung gegeben) und der Stadtregierung misstrauen.

Durchlauferhitzer, oder was?

Liebe PR-Macher,

ich bin kein Durchlauferhitzer (für eure heiße Luft). Ich schlage nicht alles vor, was ihr mir schickt, auch wenn mir dadurch ein Artikel entgeht.

Vor allem nicht, wenn von den letzten drei Geschichten eine verwirrend falsch angekündigt war, die zweite genau so gut einen Anzeige hätte sein können und die dritte ein krudes Elaborat beförderte.

Ich sehe ja ein, dass jeder seine Aufgabe hat, aber da erwarte ich auch genauso ein Einsehen, dass ich bei der Zeitung nicht der sein will, der unreflektiert alles hochjubelt, was man ihm zumailt. Auch ein bisschen Einsicht, welche Stories medioker und welche gut sind sind, ist hilfreich, weil wenn alles „super“ oder „wichtig“ ist, ist alles „langweilig“ und „unwichtig“.

Und wenn ich nicht daran glaube, dass das was ist, dann passiert von meiner Seite nunmal eher wenig. Dann reiche ich das kommentarlos weiter und fertig.

Nebenbei weiß ich, dass PR besser bezahlt wird als Journalismus. Also könnt ihr euch auch ab und zu mal dafür etwas strecken.

Siehe auch: Wir sind hier nicht auf der „Enterprise“

„Soziale Netzwerke“?

Bei meiner Gerichtsreportage stolpere ich über den Begriff „Soziale Netzwerke“. Denn in einem dieser hatte die Nebenklage Fotos entdeckt, die einen der Angeklagten mit Wurfsternen und Totschläger posierend zeigen. Er hatte die Fotos bei seinem Profil eingestellt.

„Soziales Netzwerk“ klingt im Zusammenhang mit Jugendkriminalität aber missverständlich, denn sozial engagiert im bürgerschaftlichen Sinne hatte er sich ja nicht. Da zeigt sich, dass das Wort ein germanisierter Anglizismus (social network service) ist.

Ich hatte dann über Fotos auf seiner Internetseite geschrieben, um das abzukürzen. Nur ist ein Konto bei WasweißichVZ, Facebook, Xing etc. eigentlich keine eigene Internetseite.

Veröffentlicht unter Job