Viele grüne Oasen in Bessungen Darmstadt prämiert schönste Vorgärten

Wasserläufer huschen über den kleinen Teich im Garten von Anja und Holger Swars im Bessunger Langgässerweg. Den Teich haben die Gewinner des Darmstädter Vorgartenwettbewerbs vor drei Jahren angelegt. Das Gewässer ist eines von vielen „Gartenzimmern“ der Swars, die im Laufe der Jahre entstanden. „Das war eine Entwicklung“, schildert Anja Swars. „Der Bessunger Boden ist ein Sandboden, der trocknet schnell aus.“ Mit der Zeit habe man gesehen was geht und was nicht. Beispielweise stellen sie fest, dass der Rasen im Nordwestteil nicht gut wuchs, also wurde dieser Teil durch Kies ersetzt. Nach und nach wurde so aus dem von den Vorbesitzern übernommenen Koniferengarten (Nadelbäume) ein offener Garten, unter anderem mit Küchenkräutern, Rosen und Rasen. Im Teich sorgen beispielsweise Posthornschnecken und Fische wie Moderlieschen dafür, dass die Algen nicht die Oberhand bekommen, „Plötzlich hat sich ein Gleichgewicht eingestellt“, schildert Holger Swars den ökologischen Erfolg.

Ideen holt sich das Paar auf Gartenausstellungen, so waren sie im September in Schloss Wolfsgarten, dem letzten Wohnsitz der Großherzöge von Hessen-Darmstadt. „Die Planung machen wir selbst“, sagt Anja Swars, für bestimmte Arbeiten hole man sich aber Fachleute ins den Garten. Für 2009 will sie einen Steingarten mit Rosen vor dem Wohnzimmerfenster in Angriff nehmen.
Umweltdezernent Klaus Feuchtinger lobte den Beitrag zum Stadtleben: „Unser Stadtbild wird zunehmend beherrscht von Beton und Asphalt. Umso dringender sind alle Aktivitäten zur Aufwertung und Verschönerung des unmittelbaren Wohnumfeldes. Ein schöner Vorgarten oder eine nach eigenen Ideen begrünte Fassade trägt zur Lebensqualität in der Straße und im Stadtteil unmittelbar bei.“

Insgesamt 18 Bewerbungen lagen der Jury vor. Den 1. Preis gewann Anja Swars im Langgässerweg, den 2. Preis sicherten sich Ruth und Egon Treff im Zeyherweg. Der dritte Preis wurde zweimal vergeben: An Familie Ritter, in der Heidelberger Landstraße sowie an Else und Hans Loos im Elly-Heuss-Knapp-Weg. Vierte Preise erhielten Ulrich und Karin Omonsky in der Weinbergstraße, Alma Metha-Bissinger in der Gundolfstraße, Gerd Ritter in der Roßdörfer Straße und Myriam Buekens-Gonschorek in der Viktoriastraße.

(Erschienen im September 2008 in „Die Lokale Zeitung“.)

Bei Richters am Kaffeetisch

Richter werden im allgemeinen schnell pampig, wenn der Angeklagte ihnen dauernd dazwischenquakt. (Ja, zur Zeit sind viele Gerichtstermine.) Weswegen ich mich aber auch frage, wie es eigentlich bei Richters zuhause abläuft wenn die Kinder dem Papa widersprechen. Arrest, Taschengeldkürzung?

Neulich im Gericht …

… sagte ein Anwalt zu mir: „Dass mit meinem Beweisantrag schreiben sie aber bitte nicht.“ Ich konnte ihn beruhigen, es war genug passiert, dass ich diese Sequenz im Artikel nicht brauchte. Der Mandant hatte sich in einen Beweis verbissen, weil der mit einem falschen Datum versehen war. Und den Anwalt gedrängelt einen Antrag dazu zu stellen. Nur war das für die damit verbundene versuchte Körperverletzung unwichtig, die hatte der Angeklagte vorher schon eingeräumt.

Die nächste Wahl

Da fragte der SPD-Landespolitiker den kommunal aktiven Parteifreund welche die nächste Wahl bei ihnen sei. „Die Landtagswahl“, sagte dieser und ließ den Landesgenossen erstmal nachdenken.

Tipp: Wir sind hier in Hessen.

Problematisches Urteil zu einem Interview – Zeitung haftet für fremde Aussagen (Update)

Die Saarbrücker Zeitung ist Focus-Chef Markwort vor dem Hamburger Oberlandesgericht im Zitateurteil unterlegen. Die Zeitung hatte Roger Willemsen interviewed und einen Satz von ihm gedruckt, der nicht stimmte. Das Gericht sah, dass die Saarbrücker Zeitung sich diese Aussage zu eigen gemacht habe und daher mithafte.

Focus findet das natürlich gut: Focus- Herausgeber bekommt Recht

Newsroom.de hat dazu mit dem stellvertretenden Chefredakteur der Saarbrücker Zeitung gesprochen: Unfassbares Urteil

Jetzt müsst man das Interview und die Aufmachung kennen, aber ich halte das Urteil in der Tendenz für heikel. Denn dann kann man die Wahlkampfberichterstattung und vieles anderes gleich bleiben lassen.

Kann ich glauben, dass eine Verbrauchermesse 40.000 Besucher hatte, wenn mir der Veranstalter das sagt und ich den als Quelle benenne? Oder muss ich mir die Abrechnungen zeigen lassen und die Besucher am Tor selbst zählen, weil ansonsten ein Wettbewerber die Zeitung abmahnt, weil sie sich auf die Angabe des Veranstalters verlassen und damit gemein gemacht hat?

Muss ich bei einem Verein nachzählen wie viele Kinder er in seinem Jugendabteilungen hat, wenn mir der Vorsitzende eine Zahl sagt?

Update, 17.11.2009: Der Bundesgerichtshof (BGH) hat die Haftung von Journalisten und Verlagen für den Inhalt von Interviews beschränkt.

Der Einbürgerungstest – Fehler sind erlaubt

Der Test hat ja so seine Tücken wie ich schon in einer Glosse feststellte:

Um den hessischen Test für einbürgerungswillige Ausländer zu bestehen, muss man dem Vernehmen nach 51 der 100 Fragen richtig beantworten. Mal schauen, welche Fragen kritisch sind, weil sie Meinung und nicht Fakten abfragen:

Der Einbürgerungstest

Die Fragen nach der Einwohnerzahl, den drei Flüssen und Mittelgebirgen, der Bundeshauptstadt, den Bundesländern und den Nachbarstaaten sollte man beantworten können. Das wären schonmal sechs richtige Antworten

Bei der Reformation, der Versammlung in der Frankfurter Paulskirche, der ersten deutschen Republik und deren Ende kann man nochmal vier Punkte sammeln

Auch die Antworten zur Nazi-Zeit (welche Partei, was war am 20. Juli 1944, was war am 8. Mai 1945) kann man lernen. Nochmal drei Richtige.

Insgesamt hat man jetzt also schon 13 Pluspunkte.

Zur Nazi-Zeit gehören natürlich auch Fragen wie
– In welchen Jahren der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war Deutschland eine Diktatur?
– Erläutern Sie den Begriff „Holocaust“!
– Wenn jemand den Holocaust als Mythos oder Märchen bezeichnet: Was sagen Sie dazu?
– Erläutern Sie den Begriff „Existenzrecht“ Israels!

Da kann man jetzt beim Beantworten schon mal schlampig sein, denn vier Falsche oder politsch unkorrekte Antworten kann man sich schon erlauben. Bleiben noch neun Richtige.

Weiter geht es mit Fragen nach den Besatzungsmächten, dem Gründungsjahr der Bundesrepublik, und dem ersten Bundeskanzler. Wieder drei Antworten die man nicht wirklich falsch geben kann.

Dann geht es um die Abkürzung DDR, den 17. Juni 1953 und den Mauerbau. Da wir 12 richtige Antworten zusammen haben, könnte man ja den Mauerbau und die Niederschlagung des Volksaufstandes in der DDR ganz klasse finden. Also 13 korrekte Antworten.

Weiter geht es mit dem Bundeskanzler der den Friedensnobelpreis bekam, dem Jahr der Wiedervereinigung, den neuen Bundesländern und dem 9. November 1938 und 1989. Alles Fakten, wieder vier richtige Antworten. Insgesamt haben wir jetzt 17 Richtige.

Dann wird nach den Grundrechten, dem Namen der deutschen Verfassung und ihrem Inkrafttretungsjahr gefragt. Ok, drei Punkte, insgesamt 20. Fehlen noch 31.

Frage 34 ist etwas kniffelig: Von wem geht in der Bundesrepublik Deutschland alle Staatsgewalt aus? Welche Vorteile ergeben sich daraus für die Bürgerinnen und Bürger? Wer als hartgesottener Monarchist darin keine Vorteile sehen kann, wird hier scheitern. Es bleibt also bei 20 Richtigen.

Welches Recht Artikel 1 der bundesdeutschen Verfassung schützt, wie das gesetzgebende Organ heißt und wer es wählt, das kann man dann wieder lernen. 23 Richtige. Ebenso vier von der Verfassung garantierte Grundrechte. Also 24 Richtige.

Jetzt wird es heikel für Gegner von Frauenbewegung und Gleichberechtigung. Es geht um die Erläuterung des Gleicheitsgrundsatzes, darum, ob Frauen ohne Begleitung eines nahen männlichen Verwandten „raus“ dürfen und um Ehescheidung. Mit 24 richtigen Antworten auf der Seite kann man es mal wagen da seine wahre Meinung zu sagen und alle Rechte dem Mann zuzusprechen. Es bleibt also bei 24 Richtigen.

Weiter geht es mit Gewaltenteilung, Religionsfreiheit und Verletzung religiöser Gefühle, Schulpflicht und deren Gründe, elterliche Erziehungsmaßnahmen und Partnerwahl. Auch da müssen wir uns als Fundamentalisten, Kinderschinder, Zwangsehebefürworter und Absolutisten nicht verstellen, wir haben ja 24 Richtige und noch 42 Fragen vor uns.

Danach geht es um Wahlen und die Wahlgrundsätze, das Mehrparteienprinzip, und Wahlen in der ehemaligen DDR. Wer das Mehrparteienprinzip für falsch hält kann das sagen denn bei den anderen Fragen kann man zwei richtige Antworten geben. 26 Richtige.

Dann sollte man drei Parteien im Deutschen Bundestag kennen und Interessenverbände aus dem Wirtschafts- und Arbeitsleben. Kein Problem, 28 Richtige.

Heikel wird es wieder bei Frage 52: Unter welchen Umständen können in der Bundesrepublik Deutschland politische Parteien und Vereine verboten werden? Würden Sie trotz eines solchen Verbots die Partei oder den Verein doch unterstützen? Unter welchen Umständen? Da möchte doch ein Fundamentalist, Monarchist oder Rassist nicht gerne was zu sagen müssen. Also bleibt es bei 28 Richtigen.

Was Bürgerinitiativen sind, kann man beantworten, man muss sie ja nicht mögen. Und wissen, wo der Deutschen Bundestag tagt, ist auch nicht so schwer. 30 Richtige.

Weiter geht es mit Legislaturperioden, Fraktionen, „Fünf-Prozent-Klausel“ und das freie Mandat. Freies Mandat finden wir mal doof, den Rest erklären wir entsprechend. 33 Richtige.

Jetzt kommt langsam der Teil, bei dem auch mancher Deutscher in Schwierigkeiten kommt. Es geht um den Petitionsausschuss, das Staatsoberhaupt, das Bundeskabinett, den Regierungschef, die Streitkräfte, den Bundesrat, den Verwaltungsaufbau Deutschlands und die Ministerpräsidenten der Länder. Aber es sind sieben mögliche Punkte, die man lernen kann. 41 Richtige.

Jetzt haben wir wieder Luft. Noch 30 Fragen. Einen Rechtsstaat aus der 70. Frage lehnen wir also ab und dafür befürworten wir das Faustrecht aus Frage 71. Es bleiben 41 richtige Antworten.

Das Bundesverfassungsgericht kennen wird dann, die Unabhängigkeit der Gerichte lehnen wir ab und drei Elemente der sozialen Sicherung in der Bundesrepublik Deutschland kennen wir natürlich auch. Oder besser nicht? Wer weiß was einem dann gleich unterstellt wird? Also 42 Richtige.

Dann geht es um die EU, das Europäische Parlament, die Europawahlen, die EU-Kommission und die Nato. Wissen wir natürlich alles. Bis auf die Nato, denn die sehen wir als kritische Einwanderer natürlich nicht als „Verteidigungsbündnis“. Also vier richtige Antworten, macht insgesamt 46 Richtige.

Dann kommt der kulturelle Teil: Drei deutsche Philosophen, ein Werk Goethes und Schillers, einen deutschen Literatur-Nobelpreisträger, den Komponisten der 9. Sinfonie und zwei weitere deutsche Musiker und Komponisten. Das kann man lernen, fünf richtige Antworten. Gepackt! 51 richtige Antworten mit Frage 83 erreicht.

Das Bild Caspar David Friedrichs muss man jetzt nicht mehr kennen. Und die alle fünf Jahre in Kassel stattfindende „Dokumenta“ verwechseln wir mal mit der Austellung „Entartetet Kunst“.

Drei bedeutende deutsche Universitäten, drei überregionale deutsche Tageszeitungen und zwei öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten kennen wir natürlich. 53 Richtige.

„Meinungs- und Pressefreiheit“ brauchen wir auf jeden Fall nicht mehr. Und einem, der sagt „Freie Medien sind ein unverzichtbarer Teil einer demokratischen Gesellschaft“ widersprechen wir natürlich.
„Das Wunder von Bern“ kennen wir, ebenso drei bekannte deutsche Sportler und natürlich auch die Olympischen Sommerspiele von München mit ihrem Terroranschlag. 56 Richtige.

Auch gut beantworten, bzw. lernen, kann man das mit Johannes Gutenberg, den beiden deutschen Pionieren des Automobilbaus, den Röntgenstrahlen und der Kernspaltung 1938. Insgesamt schon 60 Richtige.

Wenn man dann noch Robert Koch nicht mit Roland Koch verwechselt hat man schon 61 Richtige und locker bestanden.

Dann kann man als Bundesflagge auch die Reichskriegsflagge oder die Hakenkreuzfahne nennen, irgendeinen beliebigen Tag (Ramadan, Kaisers Geburtstag, Tag der Machtergreifung, Sedantag, Jom Kippur, Untergang der Titanic, Mondlandung) als Nationalfeiertag nennen und die deutsche Nationalhymne mit „Deutschland, Deutschland über alles“ oder einen anderen mehr oder weniger lustigen Text (Hänschen klein, Gott mit Dir Du Land der Bayern, Auferstanden aus Ruinen oder Die Internationale) beginnen lassen.