Wenn eine Frage einem zeigt, dass man ja gar nichts zu melden hat

Eine Buchhandlung ist dabei, mal eben Aushilfen fürs Weihnachtsgeschäft zu suchen.

Dafür hängt ein DIN A4-Bogen an der Kasse. Die Interessenten sollen sich bei Frau A. bzw. bei Frau B. melden.

Gut, da ich als arbeitsloser Biologe wohl leider die Zeit habe, ich ISBN von ISDN unterscheiden kann, ein Praktikum in einer Buchhandlung gemacht und auch mal ein Buch in der Hand gehalten hatte, fragte ich nach.

„Ja, wer sind sie denn und was sind Sie denn?“ fragte die Kassiererin und holte eine Liste zum sich eintragen raus. Denn der Laden hatte inzwischen festgestellt, dass Frau A. nur halbtags da ist und Frau B. nicht alle paar Minuten für Möchtegernaushilfen ihre Arbeit unterbrechen kann.

Also Name, Adresse, Beruf und Alter angegeben. Dann kam der Klassiker: „Wir rufen sie dann an.“ „Aha“, meinte ich „und bis wann?“

Schließlich möchte ich irgendwann ja auch wissen, woran ich bin und ab wann ich mir den Job abschminken kann. Die Dame an der Kasse wurde ungehalten und wiederholte die Sätze, die sie bisher gesagt hatte. Denn die Antwort darauf hatte sie von Frau A. und Frau B. nicht bekommen. Die Idee mit den Aushilfen für Weihnachten war ja schon klasse genug. Das reicht an Organisation für einen Tag.

Und zweitens wurde ihr mit meiner Frage klar, dass hinter ihrer „Mini-Macht“, die sie mit Namensammeln zugeteilt bekommen hat, rein gar nichts steckt, weil sich nicht mal einfache Fragen beantworten kann.

Nachtrag: Die Buchhandlung gibt es in der Größe von 2004 auch nicht mehr. Aber das liegt natürlich nicht daran, dass ich dort für einige Zeit nichts mehr gekauft hatte.

Bettina Schausten und die NPD

Landtagswahlen in Brandenburg und Sachsen. Der sächsische NPD-Vertreter darf auch ins Fernsehen und antwortet auf eine freche Moderatorenfrage wie alle anderen Parteivertreter – er dankt seinen Wählerinnen und Wählern Dabei wird er schon ob der Unsachlichkeit unterbrochen und ausreden lässt man ihn auch nicht. Im ZDF lief das so:

Bettina Schausten: „Herr Apfel, wann sagen Sie den Wählern, dass Sie eigentlich Neonazi sind…?
Holger Apfel: „Heute ist ein großartiger Tag für alle Deutschen, die noch Deutsche sein wollen, es ist die verdiente Quittung für eine immer asozialere Sozialpolitik, für eine asoziale Wirtschaftspolitik und…“
Georg Milbradt (CDU), Antje Hermenau (Grüne), Thomas Jurk (SPD) und Holger Zastrow (FDP) verlassen bei den Worten das Studio.
BS: „Ja, hier gehen jetzt die ersten…“
HA: „Ja, das wundert mich nicht, weil…“
BS: „Auf Wiedersehen. Das war zu erwarten an diesem Abend…“
HA: „…unglaublichen Medienhetze…“
BS: „Seien Sie bitte still, seien Sie bitte still, wir gehen jetzt zu den Zahlen….“

[Update 23.9.04: Das ZDF hat nach Frank Plaßberg (WDR-Sendung „Hart aber fair“) den TV-Ausschnitt inzwischen gesperrt.]

Jetzt kann man zur NPD stehen wie man will, aber warum lässt man den Mann nicht einfach ausreden und harkt bei nicht beantworteten Fragen nach? Wenn er Unsinn erzählt, dann kann man ihn reden lassen, die Zuschauer werden es merken. Denn das lief meiner Beobachtung nach damals am Anfang bei den Grünen und auch bei der PDS so. Gibt es bei ARD und ZDF die Vorgabe Vertreter extremer oder eher kleiner Parteien schlechter zu behandeln als die der etablierten Parteien? Möglich, schließlich sitzen Parteienvertreter in den Rundfunkräten. Oder machen das die Interviewer freiwillig, weil sie sich davon was versprechen? Ministerien suchen ab und an in Journalistenkreisen Pressesprecher oder Imageberater. Oder sind sie die TV-Interviewer einfach feige und trauen sich bei Kleinparteien, das was sie sich bei den Großparteien nicht trauen?